Selbst bin ich schon seit gut über 10 Jahren zufriedener 1&1-Kunde...seit ich zum unzufriedenen Telekom-Kunden wurde.

Letzter Akt einer meiner Empfehlungen, diese Zufriedenheit weiterzugeben: Meiner Tante, die bis gestern auf einen analogen Telekom-Anschluss setze, einen 1&1-Internetanschluss aufzuschwatzen. Dann kann sie endlich Programm-Updates auf dem Handy durchführen, ohne ihr Datenpaket aufzubrauchen und der Diskussion, ob sie sich endlich mal nen Computer anschafft, wäre der Stolperstein aus dem Weg geräumt, dass sie ja dann auch noch nen Internetzugang brauchen würde.
Billiger als der Analoganschluss ist der Internet-Komplettanschluss paradoxerweise auch noch...

Überrascht war ich über die wohl relativ neue Tarif-Politik von seitens 1&1: Während man, seit es 1&1 gibt, bzw. der Laden sich so nennt, immer einen top Router bei Vertragsabschluss geschenkt bekam (oder zumindest gegen einen kleinen Aufpreis), muss man sich die Hardware nun mieten!
Die wenigen Mitbewerber, die es noch gibt, machen das, wie ich feststellen muss, inzwischen auch nicht anders.

Klar: Jahrelanges Preisdumping geht an keinem spurlos vorüber. Zahlte man zuvor für seinen dämlichen Telekom-Telefon-Analog-Anschluss eine monatliche Grundgebühr von knapp 20 Euro, bekommt man von 1&1 (und anderen) für die Hälfte nicht nur den Telefonanschluss; nein, sogar auch noch eine Telefon-Festnetz-Flatrate und natürlich einen Internetzugang obendrein. Da kann doch etwas nicht stimmen?!
Natürlich sind die monatlich 10 Euro nur das kleinste Paket (das jedem Otto-Normalverbraucher, der sich nicht mehr aufschwatzen lässt, aber vollends ausreicht) und nur für das erste Jahr der Vertragslaufzeit zu sehen. Aber wie nicht selten zu hören, halten die Internetprovider den Preis auch nach einem Jahr gerne weiterhin tief, wenn man nett darum bittet, beziehungsweise mit einer Kündigung droht.

Die Telekom, der (einfach ausgedrückt) das Netz in Deutschland gehört, würde gerne einen perversen Weg gehen, diese günstigen Tarife zu kompensieren: Sich einfach mal hinstellen und sagen: "Google und Co. schicken Daten durch mein Netz und die verdienen damit Geld. Davon will ich etwas ab haben! Ich muss ja auch von was leben". Man kann's ja mal probieren, auch wenn man sich mit so einer Aussage als jemand outet, der das Prinzip "Internet" wohl nicht verstanden hat. Aber es bringt mich auf die Idee, wie die Bundesrepublik vielleicht etwas mehr Geld verdienen könnte: Nicht nur von den LKWs für die Benutzung der Autobahnen Maut-Gebühr einziehen; nein, auch noch von den großen Dienstleistern, die ihre Waren per LKW zum Verbraucher transportieren lassen nochmals eine Gebühr kassieren. Schließlich machen die ja Geld damit, dass ihre Waren von ihren Logistikern über deutsche Autobahnen zu den Verbrauchern transportiert werden!

Die Provider-"Mitbewerber" können Google & Konsorten natürlich nicht so dumm kommen und müssen schauen, wie sie ihr Geld stattdessen direkt von ihren Kunden bekommen. Allerdings ohne irgendwie teurer als zuvor zu erscheinen.
Also streicht man den subventionierten Router und verlangt eine ordentliche Mietgebühr, wie es auch die Telekom früher mal mit den Telefonen gemacht hatte (will mir garnicht ausrechnen, was meine Eltern über die Jahre gerechnet für ihr grünes Wählscheibentelefon bezahlt hatten, bis ich sie 1996 davon überzeugen konnte, doch einfach mal ein eigenes Telefon mit Tasten und noch weiteren Komfortmerkmalen zu kaufen).

Ich habe Verständnis für solche Aktionen, denn irgendwie müssen die ja auch Geld verdienen. Ich hätte es auch vollends verstanden, wenn die kühlen Rechner damals vor 15 Jahren gesagt hätten "Also für so nen ADSL-Internetzugang mit Flatrate müssen wir von unseren Kunden schon um die 60 Euro im Monat verlangen". Hätte ich freudenstrahlend akzeptiert, denn bis dahin hatte ich monatlich durchschnittlich 80 Euro für die Online-Zeiten per Analog-Modem hingeblättert. Der analoge Telefonanschluss mit seinen Grundgebühren kam selbstverständlich noch dazu.
Aber nein, für meinen ersten ADSL-Zugang, der dann auch noch den separaten Telefonanschluss obsolet werden ließ, hatte ich 25 oder 30 Euro im Monat bezahlt. Ein Schnäppchen, an das man sich inzwischen gewöhnt hat.
Während Benzin, Miete und vieles andere über die Jahre teurer wurde, wurde ein Standard-Internetzugang eher noch günstiger. Konkurrenz belebt das Geschäft.
Dem ist zu verdanken, dass man sein Einstiegs-Paket bei einigen Providern schon seit vielen Jahren für eine monatliche Pauschale von 10 Euro buchen kann. Verrückt. Aber wer sagt da schon "Nein, bitte nehmen Sie mein Geld! Hier haben Sie nen Fuffi."?

Verarscht komme ich mir aber dann vor, wenn das liebe Marketing-Blabla dazu kommt. Auf meine Anfrage bei 1&1 (im Namen meiner Tante), ob ich als baldiger Neukunde eine alte, nicht VDSL-fähige, Fritz!Box verwenden kann oder ob sie vor haben, VDSL zu schalten – einen Seitenhieb, dass man die FritzBox ja nun nicht mehr geschenkt bekommt, konnte ich mir dabei nicht verkneifen – kam (neben einem "ja, können Sie machen") eine überhaupt nicht notwendige Entschuldigung, die ich so überhaupt nicht gerne höre. Tenor: "Dieses neue Preismodell mit der Router-Miete haben wir zum Wohle unserer Kunden eingeführt, da dies den Tarif-Dschungel übersichtlicher macht."
Oh, hättet ihr einfach nur die Klappe gehalten! Ja! ...für etwas, was ich damals geschenkt oder für 50 Euro Aufpreis bekommen hatte, nun monatlich 5 Euro zu bezahlen (während die Grundgebühr dafür nicht gesunken ist), macht die Sache um einiges übersichtlicher.

Die Sache wurde aber noch besser: Man hat ja zum Glück (noch) die Wahl, sich die Miete zu sparen und sich die Hardware selbst anzuschaffen oder aus irgend einer Abstellkammer zu zaubern. Trotzdem will 1&1 den Neukunden nicht so ganz ohne neue Hardware stehen lassen (und erspart sich so einiges an Support, wenn dann die eigene Hardware am Anschluss doch nicht funktioniert) und schickt nach Vertragsabschluss gratis ein dummes Modem (kabelBW/Unitymedia-Kunden kennen sowas; Keine Router-Funktion, kein WLAN, kein DECT) nach Hause. Auf der Homepage hat 1&1 sogar ein nettes Bild von diesem Modem, das man als Alternative für 0 Euro bekommt und das im Nachhinein betrachtet verdächtig nach einer gephotoshopten FritzBox aussieht.
Erstaunt war ich, als ich die Schachtel, die 1&1 da verschickt hatte, öffnete: Es handelte sich um eine FritzBox, die mich da anlächelte.
Kurzer Blick auf die 1&1-Homepage...dieselbe "kleine FritzBox", die man für 3 Euro Monatsmiete bekommen kann. Ha – denen ist ein Fehler unterlaufen, prima! Wehe, die schlagen in ihrer ersten Rechnung doch noch 3 Euro Mietgebühr drauf!

Die Ernüchterung dann beim ersten Öffnen der FritzBox-Admin-Oberfläche. Wo sind denn die WLAN-Einstellungen? Nicht zu finden.
Nochmals ein Blick auf die FritzBox: Sie verfügt wie alle anderen auch über eine WLAN-LED auf der Vorderseite, die mir sagt, ob WLAN ein oder aus ist (und die natürlich nicht leuchtet) und auf der Rückseite sogar einen Aufkleber mit dem Werks-WLAN-Schlüssel. Verschicken die kastrierte FritzBoxen?

Kurze Recherche im Internet: 1&1 verschickt kastrierte FritzBoxen!
Das heißt also: Um für den Kunden alles besser zu machen, lässt man ihm die Wahl, ob er eine FritzBox mieten will oder nicht. Will er das nicht, schickt man ihm trotzdem eine – und zwar genau dieselbe, die man ihm auch schicken würde, wenn er sagt "Klar, 3 Euro im Monat, das zahle ich gerne drauf!".
Gerechtigkeit muss aber sein, sagt sich 1&1: Deshalb machen wir uns bei dem, der nichts zahlt, noch die zusätzliche Mühe und sperren in der Konfiguration WLAN und DECT. Wer nichts dafür zahlt soll ja schließlich auch nichts davon haben (auch wenn man die nötige Hardware dafür trotzdem bekommt).

Ich weiß nicht, wie es anderen dabei geht, aber ich komme mir hierbei ziemlich verarscht vor. Man hätte ja sagen können "jeder bekommt die kleine FritzBox und wer was Größeres/Besseres will, muss dann dafür Miete zahlen", aber irgendwelche Marketing-Heinis hatten da wohl eine bessere Idee, bis der für den Hardware-Zukauf Zuständige dann sagte "Was macht ihr da für nen Scheiß? Wir bekommen bei unserem Abnahme-Volumen diese FritzBoxen von AVM doch viel günstiger, als wenn wir jetzt noch irgendwoher so ein dummes ADSL-Modem einkaufen müssten. Da legen wir ja drauf!"
Der Umstand, dass ich jedem Besitzer einer solchen kastrierten FritzBox dazu rate, mal nach "1und1 FritzBox 7412 wireless aktivieren" zu googeln (*zwinker*), ändert an diesem verarscht-werden-Gefühl auch nicht viel.

Leute, Leute, hättet ihr einfach nie so Dumping-Preise gemacht. Ich hätte wie gesagt echt kein Problem damit, für diesen Anschluss, ohne den bei mir zu Hause vieles nicht mehr funktionieren würde und ohne den ich nur noch apathisch vor Laptop oder Mediacenter sitze würde, mehr zu bezahlen. Viel mehr. Aber natürlich mach' ich's nicht, wenn's bei allen Providern nur nen Bruchteil von dem kostet, was es eigentlich Wert ist.
Man überlege: Den Internetzugang (samt Festnetz-Flatrate) bekomme ich zum Beispiel bei 1&1 für monatlich 10 Euro. An die GEZ (die nicht mehr so genannt werden möchte, aber diese drei schaurigen Buchstaben sind schön kurz) drücke ich jeden Monat das 1.8fache ab ohne eine Gegenleistung zu erhalten (da kein Fernseher und kein Radio vorhanden; und wären die vorhanden, braucht man über das Verhältnis "Nutzungsdauer Internet zu Nutzungsdauer Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk je Monat" wohl nicht zu diskutieren). Kabelanschluss-Nutzer zahlen jeden Monat grad nochmals so viel oder sogar noch mehr obendrauf, um das, was sie an die GEZ bezahlt haben, überhaupt erst in Anspruch nehmen zu können. Runtergebrochen bezahlt ein Kabelfernseh-Kunde monatlich 40 Euro dafür, jeden Tag 15 Minuten Tagesschau zu sehen und 10 Euro dafür, die restlichen 23 Stunden und 45 Minuten des Tages sich frei im Internet bewegen zu können. Irgendwie pervers, oder?

Ich bin gespannt, wie das noch weitergeht. Das Netz muss ja in Schuss gehalten und vor allem immer weiter ausgebaut werden, damit die Leute endlich bekommen, was sie wollen: facebook mit einem 500MBit/s-Anschluss ansurfen, was viel besser ist, als dies nur mit einem 6MBit/s-Anschluss tun zu müssen. Darf dann aber nicht mehr kosten, als die alte 25MBit/s-Leitung!
Sagen die Provider irgendwann mal "Geht zu diesen Preisen nicht mehr"? Oder lässt es sich die Telekom doch irgendwann noch absegnen, dass sie sich nicht nur von ihren Kunden bezahlen lässt, sondern auch noch von denen, die die Kunden mit Content beliefern? (das wäre ein weiteres trauriges Stück deutsche Politik-Geschichte) Oder lassen sie sich noch andere Marketing-Gags einfallen, um etwas dazu zu verdienen?

Am Service gespart wurde ja sowieso schon immer. Da lässt sich einspartechnisch nichts mehr dran schrauben. Denn was zumindest das Ende meiner Geschichte dieses einen 1&1-Anschlusses angeht:
Am Schaltungs-Termin wurde, wie es zu erwarten war, nichts geschaltet. Ob der schwarze Peter bei 1&1 oder der Deutschen Telekom zu finden ist, ist mir eigentlich wurscht, da ich mehr oder weniger sowieso damit gerechnet hatte, dass es technisch absolut unmöglich ist, ohne einen Vor-Ort-Techniker-Termin (man kennt ihn ja: Entweder zuckt er dann nur mit den Schultern und verschwindet wieder ohne dass nun etwas funktionieren würde oder klingelt nur um zu sagen, dass es jetzt gehen würde, nachdem er draußen am Schaltkasten was gemacht hatte. Den ganzen Tag zu Hause sitzen muss man trotzdem) auf eine drei Jahre alte Leitung, die bis zum vorherigen Tag mit einer bekannten Telefonnummer geschaltet war und über die die Nachbarn auch ADSL beziehen, innerhalb kurzer Zeit ADSL aufzuschalten.
Hätte ich 1&1 vielleicht vorschlagen sollen, als nach Bekanntgabe des Schaltungs-Termins kein Vor-Ort-Service-Termin ab gemacht wurde...
Der Techniker ließ sich in diesem Fall aber an besagtem Termin überhaupt nicht blicken und der Anschluss funktionierte dann wie durch Geisterhand und ohne weitere Ankündigung nach über einer Woche.