Vielleicht mag mich die Zeit inzwischen aufgeholt haben, wenn Du über diesen Artikel hier stolperst, aber ich frage mich schon mindestens seit dem Jahre 2005, wieso inzwischen beinahe jedes Elektrogerät Bluetooth oder WLAN hat, aber man im Handel keine Kamera mit eben einem dieser beiden Features findet (und damit meine ich eine Kamera, die man sich leisten kann und wo man dann nicht auf irgend einer anderen Seite wie etwa dem Objektiv Abstriche machen muss).

Tatsächlich finde ich auch heute im Jahre 2012, wenn ich bei Amazon nach "Fotoapparat WLAN" suche gerademal 12 Kameras (wenn ich nach Kamera WLAN suche, finde ich nur IP-Cams/Webcams) und das Beste ist: Nur 7 davon haben tatsächlich WLAN und eine Bluetooth. Naja, immerhin ist GPS auf dem Vormarsch.

Eine findige Firma hat sich wohl genau wie ich gedacht, dass es ein ziemliches Manko darstellt, seinen Fotoapparat jedesmal per USB-Kabel anschließen oder die Speicherkarte rausfummeln zu müssen, war allerdings einfallsreicher als ich und hat dafür eine Lösung in Petto: Eye-Fi.

Update 2014: Inzwischen gibt es zu den bisherigen EyeFi-Karten noch eine sogenannte Eye-Fi Mobi Karte (nicht zu verwechseln mit der Eye-Fi Mobile; Es lebe die Produktbenennung bei Eye-Fi!). Was es damit auf sich hat, erkläre ich gegen Ende des Artikels.

Update 2016: Kaufe nie ein Produkt, das nur funktioniert, wenn es sich mit dem Server des Herstellers verbinden kann! Das war mir bei Eye-Fi zwar nie so ganz bewusst, denn schließlich schiebt die Karte die Bilder über das lokale WLAN direkt auf den Computer. Aber das Einrichten der Karte (z.B. um das WLAN-Netzwerk oder den Ausgabeordner einzurichten) läuft einmal von hinten durch die Brust ins Auge über die EyeFi-Server. Und genau hier zieht der Hersteller im September 2016 den Stecker.
Mehr dazu am Ende des Artikels.

Seien wir mal ehrlich: Es hat mich einfach genervt, jedes Mal, wenn ich den Fotoapparat benutzt habe, wieder das USB-Kabel rauszukramen, die neuen Bilder rauszusuchen und auf den Computer zu kopieren...oder halt die Karte rauszufummeln und nachher zum 250. Mal zu knobeln, wie rum sie nochmals in der Kamera war (und mindestens drei Versuche gebraucht, bis sie passt).

Eye-Fi stellt etwas her, was ich eigentlich nicht für möglich gehalten hätte, hätte ich es nicht selbst in Händen: In der SD-Speicherkarte befinden sich zusätzlich zum üblichen Speicherplatz noch eine WLAN-Antenne samt Controller. Und das ganze Funktioniert sogar noch prima!

Nehmen wir an, ich war unterwegs, habe viele Bilder geschossen und komme Heim. Ich muss nur noch die Kamera kurz anschalten und wenn es sich nicht gerade um mehrere hundert neue Bilder handelt, werden sie alle, bis die Kamera in den StandBy-Modus geht, auf ein vorher definiertes Verzeichnis meines Macs kopiert. Könnten sogar automatisch auf der Speicherkarte gelöscht werden, sobald sie übertragen sind, um den Speicherplatz wieder freizugeben.
Gilt natürlich nicht nur für Bilder, sondern auch für Videos.

Noch besser, wenn ich zu Hause etwas fotografiere: Die Bilder sind sofort auf dem Computer.

Die Eye-Fi-Karte finde ich ein beeindruckendes Stück Technik. Einzig was immer wieder ein Ärgernis ist (mal abgesehen von der meiner Ansicht nach unüberschaubaren Produktvielfalt): Die Software (die man auf dem Computer installieren muss, damit die Bilder empfangen werden können). Diese ist wirklich Schrott.
Ich frage mich, wie man eine so tolle Hardware und dazu eine so Mist Software abliefern kann. Aber okay, man richtet es im Normalfall nur einmal ein und hat dann nichts mehr damit am Hut.

Eye-Fi Dienst
Der Eye-Fi-Dienst muss natürlich ständig auf dem Mac aktiv sein und meldet sich als kleines Icon in der Menüleiste.

Dazu kommt noch das Eye-Fi Center, über welches man seine Eye-Fi-Karte(n) einrichten kann und über welches man – wieso auch immer – erst ein Konto bei Eye-Fi anlegen muss. Manko nummero Zwo.

 

Die Produktvielfalt

Also da wären (momentan) Eye-Fi Pro, Eye-Fi Connect und Eye-Fi Mobile. Erstere Variante ist beinahe doppelt so teuer, wie die anderen beiden.

Man möge mich korrigieren, aber zwischen Mobile und Connect kann ich keinen nennenswerten Unterschied bis auf 5€ Preis- und 4GB Speicherplatz-Unterschied feststellen.
Die Pro-Variante bietet Raw-Support und 16GB Speicherplatz. Dazu kommen noch "Wifi based Geotagging". Geotagging mag sich zwar toll anhören, aber von einem Geotagging, welches sich nach Wifi-Sendern in der Gegend richtet, hat man in Deutschland nicht gerade sehr viel...erst recht nicht, wenn man im Wald unterwegs ist.

Ich hatte jedenfalls zur billigsten Variante gegriffen, da 4GB eine Weile reichen – besonders, wenn sich die Bilder immer automatisch auf den Computer übertragen. Interessanterweise hieß die Karte vor zwei Jahren noch anders, der Preis und Speicherplatz hat sich aber gehalten.

Der Preis und Alternativen

Wo ihr nun schon über den Preis gestolpert seid: Ja, die günstigste Variante kostet tatsächlich um die 35€ (z.B. hier bei Amazon) und eine ordinäre SD-Karte derselben Größe kostet im Gegenzug 5€ – also ein Siebtel.
Ist mir ehrlich gesagt jeden Cent wert!

Transcend, SanDisk und Toshiba haben auch mit WiFi-tauglichen Speicherkarten nachgezogen, die teilweise für denselben Preis mehr Speicherplatz bieten, aber über deren Funktionstüchtigkeit und Softwareumfang kann ich leider nichts sagen, ich kann nur vermuten, dass hierfür auch die Eye-Fi-Software nötig ist, die man sich gratis bei Eye-Fi herunterladen kann.
Die Amazon-Rezessionen zur Toshiba-Karte sind sehr positiv. Hier muss Eye-Fi mal aufpassen, dass ihnen nicht ein anderer Hersteller den Rang abläuft.

Schnickschnack

Wen's interessiert: Eye-Fi kann auch (sobald man den heimischen WLAN erreicht und seine Kamera einschaltet) sämtliche Bilder und Videos zu facebook hochladen.
Keine Ahnung, ob irgendjemand dieses "Feature" nutzt. Das eine oder andere Urlaubsbild zu facebook hochzuladen, mag' ja ganz nett sein, aber die ganzen 1000 Bilder des Neuseeland-Urlaubes müssen dort nicht hin. Und nicht, dass sich mal noch etwas verfängliches im Netz findet ;-)

Höherer Akkuverbrauch?

Für mich nicht spürbar.

Unterwegs

Nun m̦chte man doch meinen, man hat ein Handy mit WLAN und einen Fotoapparat mit WLAN Рk̦nnen die nicht auch miteinander kommunizieren?

Können sie!
Von der neuen Eye-Fi Mobi (siehe Artikelende) mal abgesehen.

Wem sich obige Frage nicht stellt, hier die Vorteile:

  • Speichererweiterung. Sind die 4GB auf der Karte voll, kopiere ich sie auf's Smartphone (oder Tablet) und leere die Karte wieder. Weiter geht's!
  • Besserer Bildschirm. Auf Smartphone oder Tablet kann ich mir schon im Urlaub die geschossenen Bilder viel besser ansehen, als auf dem kleinen Display der Kamera
  • Sharing. Vielleicht will ich ja von unterwegs das eine oder andere Bild als digitale Postkarte nach Hause senden...okay: Oder in's facebook laden. Vom Handy aus kein Problem (Datenverbindung vorausgesetzt)
  • Backup. Ist die Speicherkarte futsch oder die Kamera gestohlen, hat man immerhin noch die meisten Bilder auf dem Handy

Eye-Fi bietet sowohl für Android als auch für iih-OS eine Applikation an, mit der man wohl die Bilder vom Fotoapparat auf's Handy bekommen soll. Gleich vorweg: Die Software ist genauso sch*** wie die Desktop-Variante. Es zum Funktionieren zu bekommen ist ein Graus. Und irgendwie will die Software nicht nur die Bilder von der Kamera auf's Handy, sondern auch vom Handy auf den Computer ziehen (wenn man dann wieder zu Hause ist). In den Einstellungs-Menüs verzettelt man sich schnell.

Ich empfehle stattdessen Fe-Fi. Die erste Einrichtung ist zwar kein Kinderspiel, dafür logisch und auf der Website des Entwicklers Schritt für Schritt erklärt.
Einziges Mankos: Will man es nutzen, hat man (wie auch bei der offziellen App) nicht wirklich die Wahl, welche Bilder man rüberkopiert haben will und welche nicht. Es werden einfach alle Bilder auf's Handy kopiert und leider ist der Transfer dann für die Kamera auch abgehakt: Ist man wieder zu Hause überträgt sie die bereits auf's Handy übertragenen Bilder nicht mehr auf den Computer. Entweder überträgt man nun alles vom Handyspeicher auf seinen Computer oder kramt doch wieder das USB-Kabel raus.

Schön ist es aber, zumindest die Möglichkeit zu haben, sich die Bilder auch unterwegs irgendwie von der Kamera runterzuholen (hätte ich diese Möglichkeit bereits in meinem Perù-Urlaub gehabt, bevor mir die Kamera gestohlen wurde, wäre ich jetzt vielleicht noch um ein paar Erinnerungen reicher).

Apfel-Z-Prädikat: Muss man haben!

Kameras mit extra-Eye-Fi-Features

Jede Kamera mit SD-Kartenslot ist natürlich kompatibel.

Die Canon PowerShot SX260, die ich mir letztens gekauft hatte, erkennt allerdings, ob eine Eye-Fi-Karte eingelegt ist und bietet dann einige Sonder-Features:

  • Eye-Fi deaktivieren (somit würden keine Bilder übertragen werden; die Karte sucht nicht nach dem konfigurierten Hotspot und spart dadurch etwas Strom)
  • Jedes bereits an den Computer übertragene Bild hat auf dem Kamera-Display ein Icon, dass es bereits übertragen wurde
  • Auf dem Kamera-Display wird angezeigt, ob gerade eine Ãœbertragung stattfindet
  • So lange die Karte Bilder überträgt, geht sie nicht in den Ruhezustand (andere Kameras muss man bei vielen Bildern mehrmals wieder einschalten, da sie nach 1-2 Minuten automatisch in den Stand-By gehen)

Die neueren Canon PowerShot-Modelle haben inzwischen selbst eine WLAN-Funktion, sind allerdings um einiges teurer und laut Amazon-Kundenrezessionen geht diese WLAN-Funktion spürbar auf den Akku-Verbrauch.

Update 2014: Eye-Fi Mobi?

Ein neues Produkt, welches man nicht mit der "normalen" Eye-Fi-SD-Karte verwechseln sollte, ist die Eye-Fi Mobi-Karte.

Was genau ist der Unterschied zwischen Eye-Fi Pro/Connect/Mobile und der neuen Mobi?

Während die älteren Karten konfiguriert werden müssen, dass sie sich an einem bestehenden WLAN-Accesspoint anmelden, erstellt die Mobi-Karte den Access-Point selbst. Dies kann unterwegs sehr praktisch sein, da man (passende Äpps gibt's natürlich auch) die Bilder so schnell auf's Handy oder Tablet bekommt, ohne sich damit auseinandersetzen zu müssen, wie man selbst einen Hotspot an Handy/Tablet erstellt (ich bevorzuge eher diese Alternative und nutze dazu die Android-Software Fe-Fi).
Man wählt also am Handy nur noch den WLAN-Accesspoint, den die Karte aussendet, startet die Äpp und holt sich die Bilder rüber.

Auf der anderen Seite finde ich diese Karte zum Heimgebrauch eher unpraktisch. Während die bisherigen Karten die Bilder automatisch über mein Heimnetzwerk auf meinen immer eingeschalteten MacMini senden, müsste ich hier immer erst am Computer das WLAN der Kamera auswählen, damit die Übertragung gestartet wird (habe dann in der Zeit keine Internetverbindung) und danach wieder auf mein Heimnetzwerk zurückstellen.

Aber immerhin: Für jeden etwas dabei.

Update 2016: Schluss mit lustig

Es ist doch eigentlich pervers: Ich habe da eine SD-Karte, die im lokalen WLAN Bilder direkt zu meinem Computer sendet. Um die Karte zu konfigurieren, stecke ich sie mit einem speziellen Kartenlesegerät an den Computer und öffne ein spezielles Konfigurations-Programm.
Wieso muss jetzt dieses Konfigurations-Programm eine Internetverbindung zum Hersteller-Server haben, damit es Konfigurationen auf der Karte ändern kann? Wieso nicht direkt?

Und genau diese unnütze Verbindung wird/wurde September 2016 von Seiten des Herstellers gekappt. Zu alt sei die Karte, zu unsicher. Und dass etwas unsicher ist, ist ja immer ein gutes Argument, das die Konsumenten abnicken ohne nachzufragen, was denn da nun genau so unsicher sein soll...bei einer Karte die im lokalen WLAN bei eingeschalteter WPA-Verschlüsselung Daten überträgt und – wäre alles gescheit programmiert – mit dem Internet nie in Berührung kommen würde.

So lange sich bei mir der WLAN-Name/-Schlüssel nicht ändert und mein 10 Jahre alter MacMini auf der Empfangs-Seite noch seinen Dienst verrichtet, bin ich fein raus und die Eye-Fi-Karte funktioniert noch weiterhin (weil das halt alles ganz gut ohne Verbindung zum Eye-Fi-Server funktioniert...grrr...!). Aber wenn sich an der technischen Konstellation zu Hause etwas ändert...

Eine Alternative, die ich recherchiert, aber noch nicht getestet hatte, da zur Zeit einfach kein Bedarf besteht, wäre dieses GitHub-Projekt, welches allerdings schon 7 Jahre still steht und auch nur ein Ersatz auf der Empfangs-Seite wäre. Ändert sich WLAN-Name/-Schlüssel steht man erstmal weiterhin im Regen.
Hier noch der Blogeintrag zum GitHub-Projekt.

Außerdem bietet EyeFi nun eine neue Software an, die auch ohne Verbindung zu den EyeFi-Servern funktionieren sollte. Die Systemvoraussetzungen mit MacOS X 10.10 sind für meinen Geschmack allerdings ein bisschen zu hoch gesetzt.
Wer das neue Eye-Fi X2 Utility mal versuchen möchte, kann es sich hier herunterladen.