Internet killed the Kleinhändler?

Ich bin ehrlich gesagt seit über 10 Jahren begeisterter Amazon-Käufer (wenn es um Haushaltsgegenstände und Technik geht). Ja, das Karma dieses großen Konzernes mag nicht sonderlich gut sein, aber sie machen vieles richtig. Das merkt man vor allem dann, wenn man entweder in einem anderen Onlineshop oder beim lokalen Händler vor Ort einkauft.
Lebensmittel werde ich wohl auch noch in 50 Jahren bei uns im Ort einkaufen (mit Augenmerk darauf, dass die Waren wenn möglich auch in der Gegend produziert wurden) und mir nicht sonstwoher liefern lassen und bei Klamotten finde die ich allgemeine Gewohnheit, sich zehn Hosen liefern zu lassen und 9 wieder zurück zu schicken auch nicht gerade sehr effizient. Was aber vor allem Technik-Produkte und sonstigen Kleinkram betrifft, da muss man zugeben, dass der Onlinehandel viele Vorzüge hat, bei denen der Einzelhandel vor Ort einfach schläft.

Letztes Jahr gingen sowohl unsere Waschmaschine als auch unser Geschirrspüler kaputt. Einerseits altersbedingt und andererseits, da Schrottgerät. Reparatur nicht mehr wirtschaftlich.

Ich dachte mir bei der Waschmaschine noch "Mensch, unterstütze doch mal die Händler vor Ort und kaufe nicht gleich bei Amazon!" und besuchte den örtlichen Elektronikhändler. Im letzten Prospekt war noch dazu eine günstige Waschmaschine, die meine Ansicht nach alle Belange abdeckte.

Letztendlich – damit hatte ich eigentlich schon gerechnet – wurde es dann doch ein teureres Gerät, weil der Verkäufer einem noch diese und jene Funktion empfohlen hatte, die beim Verkaufsgespräch natürlich immer gut und wichtig klingen. Obendrauf dann noch Liefer-, Installations- und Altgeräte-Entsorgungsgebühr.
Zu Hause ein vorsichtiger Blick auf die Amazon-Website: Die Waschmaschine wäre dort zwar nicht viel günstiger zu haben gewesen, aber immerhin versandkostenfrei nach Hause geliefert worden. Eigentlich pervers, dass mir irgendjemand die Waschmaschine gratis einmal quer durch Deutschland karrt und der Händler vor Ort für den einen Kilometer eine nicht unerhebliche Summe verlangt. Aber okay.

Der Liefertermin kam, der Installateur wurde krank – immerhin kam ein schmächtiger Ersatz, der recht glücklich darüber war, dass ich ihm dabei helfen konnte, die neue Waschmaschine von Transporter zu Waschküche und die alte Waschmaschine von Waschküche zum Transporter zu schleppen.

Bei der Installation fehlte ein passendes Anschlussstück für den Ablauf, welches er mir um halb Acht abends ja noch schnell besorgen könnte oder welches ich dann morgen im Laden abholen könnte. Ich bin ja nicht so – ich schau gerne am nächsten Tag nochmals im Laden vorbei.
An der Info war dann allerdings nichts für mich hinterlegt, der freundliche Herr von gestern Abend allerdings zum Glück im Hause und drückte es mir in die Hand, was ich dann zu meiner großen Verwunderung auch noch an der Kasse bezahlen musste.
Zurück zu Hause stellte ich dann fest, dass es nicht mal passte und die Rückgabe ging dann auch wieder über drei Instanzen, ob man das überhaupt wieder zurückgeben kann und wieder alles erstattet bekommt.
Ein weiteres Anschlussstück lehnte ich dann dankend ab und befasste mich dann lieber selbst damit, was ich genau benötige – ein Baumarkt kann hier eine richtige Fundgrube sein.

Beim Geschirrspüler wollte ich denselben Fehler nicht begehen. Erst einmal eine kleine Internetrecherche, was es denn da so alles an Geräten gibt. Rezensionen überfliegen. Gekaufte Rezensionen hin oder her; einem Pool von 100 Rezensionen bei Amazon traue ich mehr, als jedem Verkäufer und bin hier noch nie angegangen.
Letztendlich landete ich bei einem relativ günstigen Siemens-Gerät mit separater Besteck-Schublade (eine nicht gerade übliche Sache, aber im Endeffekt sehr praktisch).

So ganz aufgeben wollte ich allerdings noch nicht, also besuchte ich nochmals beide Elektronik-Händler vor Ort (Euronics und Expert); das Ergebnis war allerdings ernüchternd: Vollintegrierbare Geschirrspüler waren sowieso schon Mangelware und dann auch noch mit Besteckschublade...da hätte es dann schon ein Miele sein müssen (wem die Marke Miele nichts sagt: High-End, hält ein halbes Leben, aber kostet auch 3x so viel, wie Siemens oder AEG).
Wahrscheinlich hätte man meinen Wünschen entsprechend irgendwas organisieren können, was nicht im Verkaufsraum steht, da die vorhandenen Modelle allerdings auch schon um einiges teurer als mein Amazon-Fundstück waren und ich vom letzten Großgerätekauf noch ein kleines Trauma hatte, hakte ich da gar nicht weiter nach.

Also wieder nach Hause, Wunschgerät bei Amazon bestellt und zwei Tage später versandkostenfrei ins Haus geliefert bekommen.
Zugegebenermaßen: Ab hier wird's nun für Leute, die zwei linke Hände haben, problematisch und hätte ich mir für den Einbau selbst eine Rechnung mit 50EUR Stundenlohn geschrieben, wäre es noch verdammt teuer geworden. Aber ich hatte meinen Spaß, alles hatte auf Anhieb funktioniert und ich musste auch nicht noch zum Baumarkt rennen.
Das alte Gerät wurde übrigens zwei Wochen später gratis ab Bordsteinkante abgeholt, da zufälligerweise gerade Straßensammlung war :-)

Nächster Versuch...

Es sollte mal wieder eine neue Digitalkamera geben. Sehr viel Zeit hatte ich damit verbracht, unter den abertausenden von Fotoapparaten den Richtigen für mich zu finden – eine Lumix. Ich war mir nur nicht sicher, ob ich lieber das Modell mit mehr Zoom, aber kleinerem Sensor, die TZ81, oder das teurere Modell mit weniger Zoom, aber 1"-Sensor nehmen sollte.

Vielleicht gibt es trotz stundenlanger Internetrecherche noch weitere Alternativen? Mal beim Händler vorbeischauen. Ãœberraschenderweise hatte der sogar eine Lumix TZ im Sortiment – damit hatte ich wirklich überhaupt nicht gerechnet. Aber was für eine? Die TZ61, die vor drei Jahren auf den Markt kam! Von den beiden neueren Modellen keine Spur. Ich hätte es ja noch verstanden, hätte ich das Modell von letztem Jahr vorgefunden. Aber ein drei Jahre altes Modell in einem so schnelllebigen Markt? Das wird sich die Smartphone-Abteilung wohl nicht leisten können. Wobei ich diese schon gar nicht aufsuchen würde, da einem dort sowieso nur die Wahl zwischen einem Samsung Galaxy S-irgendwas und einem iPhone geboten wird.

Was könnte man besser machen?

  1. Versand und Anschließen gehört zum Service! Wenn ich etwas vor Ort kaufe, habe ich kein Problem damit, dass das ein paar Euro teurer als im Internet ist. Aber dann sollte der Service nicht bei der Beratung aufhören, sondern Lieferung und Anschließen auch inbegriffen sein
  2. Nicht nur anfassen. Die Geräte sind inzwischen recht komplex geworden und entscheidendes Kaufmerkmal ist nicht nur das Aussehen. Ist zwar ein Vorteil gegenüber dem Internet-Versandhandel, dass ich eine Digitalkamera beim Händler vor Ort in die Hand nehmen kann, aber nur ein sehr kleiner: Das Gewicht ist nicht aussagekräftig, da der Akku fehlt und testen kann man die Geräte auch nicht, da der Akku fehlt, das Gerät festgebunden ist und man für eine genauere Aussage die geschossenen Bilder auf einem Computer anschauen müsste.
    Ein Leih-Service wäre hier etwas: Wenn ich das Gerät für eine Gebühr mal 1-2 Tage mitnehmen und Testen kann (welche mir beim Kauf dann wieder erstattet wird), dann wäre das ein unschlagbares Argument, beim Händler um's Eck zu kaufen. Nicht gerade Waschmaschine und Kühlschrank, aber Handy, Fotoapparat und Fernseher.
  3. Trotzdem Online. Alle vorrätigen Produkte – und auch die, die man nicht unbedingt im Verkaufsraum stehen hat, aber über den Großhändler schnell besorgt wären – auf die Homepage stellen, so dass man vorab schon einmal recherchieren kann, wann denn zur Verfügung steht. Gerne auch mit "Daheim kaufen, in der Filiale abholen"-Onlineshop.