2013 war auch ich dann im 21. Jahrhundert angekommen und hatte mir das angeschafft, von dem ich dachte, dass ich es mir nie anschaffen würde: Einen e-Reader (Nein, kein Tablet – halte ich nach wie vor für ziemlich unnütz) .
Nachdem ich mich einen 12stündigen Flug lang ohne Boardprogramm gelangweilt hatte, weil ich meinen Stapel Bücher, der mir den ganzen Urlaub schwer im Gepäck lag, schon durchgelesen hatte, konnte ich mich auf einmal für "besondere Anlässe" mit einem e-Reader anfreunden. Nein, das gedruckte Buch solle er nicht so ganz ablösen, denn ich bin Schriftsetzer und ein gedrucktes Buch ist mir immer noch lieber.
Ich sehe in eBooks allgemein einen großen Nachteil: Die (fehlende) Verleihmöglichkeit. Bei uns in der Familie wechseln die Bücher mehrere Male den Leser. Dies kann ich mir mit einem DRM-Geschützten eBook nur schwer vorstellen.Geliebäugelt hatte ich mit dem Kindle Paperwhite von Amazon. Hier kann man dank Bildschirmbeleuchtung sogar im dunkeln lesen. Das Luxusgerät hat allerdings einen stolzen Preis: 129€. Für diesen Preis bekommt man mehrere Kilogramm Romane in guter alter Gutenberg-Manier (die zudem meist noch günstiger oder zumindest nicht arg teurer als die Kindle-Bücher sind, musste ich erstaunt feststellen).
Kurzum: Der hohe Anschaffungspreis und die nicht unbedingt günstigeren e-Books hatten mich bisher immer abgeschreckt.ÂDann kam die SummerSale-Aktion von txtr. eReader txtr Beagle für 20€ inklusive Versand (bisher 60€). Da musste ich schon alleine aus dem Grund zugreifen, dass sich inzwischen einige eBooks bei mir angesammelt hatten, die den Wert von 20€ überstiegen, würde ich sie auch noch in der gedruckten Variante kaufen.
Sich über den txtr Beagle vorab zu informieren war nicht unbedingt leicht, tat bei dem Preis aber auch nicht unbedingt weh, eventuell die "Katze im Sack" zu kaufen.
Entweder fand' man Berichte mit dem Fazit "Guter Preis" oder mit der großen Überschrift "Nen Mist!".Natürlich darf man den txtr Beagle weder mit dem Kindle Paperwhite noch mit dem normalen Kindle vergleichen. Er kostet ja nur ein Bruchteil des Kindles, da darf man weder Beleuchtung noch WLAN oder ein Touch-Display erwarten (und ehrlich gesagt: Braucht man bei einem eReader auch nicht!).
Der txtr Beagle birgt eine vollkommen neue und geniale Art des Verzichts auf Schnickschnack, und ist dadurch sehr günstig. eInk-Display, eine LED, vier Tasten, Bluetooth, keinen einzigen Anschluss, keinen Akku (dafür mit zwei AAA-Batterien/Akkus ausgerüstet) und nicht wirklich viel Firmware drauf.Der Beagle kann nichtmal ein eBook öffnen: Überträgt man mit dem zugehörigen Programm Bücher auf den Reader, so werden diese schon zuvor in einzelne 4bit-Bitmaps konvertiert. Der Reader stellt nur noch stupide die Bitmaps auf dem Display dar. Technisch gesehen eine super Idee, die Rechenarbeit auszulagern.
Dies ist übrigens auch der Grund, wieso der Beagle trotz seiner 4GB Speicher nur 5 Bücher fasst – das hatte mich bis zu dieser Erkenntnis arg gewundert.Einen kleinen (meiner Ansicht nach verschmerzbaren) Nachteil hat die Sache natürlich: Erstens dauert die Bluetooth-Übertragung eines Buches einige Minuten und zweitens bleiben Möglichkeiten, die andere Reader haben, wie etwa on-the-fly die Schriftgröße auf dem Bildschirm zu ändern oder Anmerkungen hinzuzufügen, außen vor.
Mag einen stören, der vorher einen anderen, teuren eReader, genutzt hatte. Ich komme aus dem Taschenbuch-Lager und da konnte ich die Schriftgröße der gedruckten Bücher auch schon nicht ändern.Â
Vorteile des Beagles
Trotz dem Prädikat "günstig" sehe ich einige Vorteile beim Beagle im Gegensatz zu den teureren Readern der Mitbewerber:
- Der Beagle ist sehr leicht. Inklusive Batterien 128g; vgl. Kindle 170g, Kindle Paperwhite 213g
- Er hält sich dank der Wölbung des Batteriefaches gut in der Hand
- "Umblättern" ist keine Verrenkung. Da er statt auf ein Touch-Display auf Tasten setzt und diese an einer perfekten Position sitzen, macht das Blättern meiner Ansicht nach sehr einfach (einfach nur ein kleiner Druck mit dem Finger, der den Reader gerade hält).
- Die Batterie-Lebensdauer ist beachtlich und wird mit 12-15 Büchern angegeben. Die Lebensdauer ist beim Kindle etwas un-aussagekräftig ("Bis zu ein Monat, wenn sie täglich eine halbe Stunde lesen" – wieviele Seiten oder Bücher sollen das denn bitte sein? Von welcher Lesegeschwindigkeit wird denn ausgegangen? Bitte drückt euch doch mal in Büchern aus – damit kann jeder was anfangen!), doch wahrscheinlich maximal ein Zehntel von der des Kindles.
- Und wenn ich schon bei den Batterien bin: Ein Nachteil kann natürlich auch ein Vorteil sein. Zwar hat der Beagle keinen eingebauten Akku, dafür kann ich mir in jedem Land der Welt AAA-Batterien kaufen, wenn mir im Urlaub der Saft ausgeht. Oder Ich reise mit Ersatz-Akkus/Batterien im Gepäck.
Â
Kommen wir zu den schlechten Nachrichten: Die Übertragung der Bücher
Wie ich vorher schon erwähnt hatte: Die Übertragung der Bücher via Bluetooth dauert einige Minuten. Mag verschmerzbar sein, denn wenn man einige Wochen an einem Buch liest, kann man es auch ein paar Minuten lang übertragen.
Aber wenn wir schon beim Draufladen sind: Dies funktioniert leider nur mit einem Android Handy/Tablet via txtr-App. Mit dem separaten Programm habe ich kein Problem, aber wieso nur mit Android-Handys? Zwar besitze ich eines, aber leider bleiben hier viele Nutzer außen vor und darf ich ein Geheimnis verraten? Mein Computer besitzt wie die meisten anderen ebenfalls Bluetooth! Dies würde die Sache um einiges einfacher machen, könnte ich diesen anstatt des Handys benutzen (und auf den Umweg über den txtr-Account verzichten, aber dazu komme ich noch).
Mit der Handy-App umgeht txtr natürlich ganz einfach das kleine Manko, dass nur bis zu fünf Bücher auf dem Gerät Platz finden. Bin ich Urlaub und habe ich vor, mehr als 5 Bücher zu lesen, so kann ich alle weiteren Bücher noch zu Hause auf's Handy laden und dann nach und nach auf den Reader übertragen.Â
Aber eine zusätzliche Möglichkeit, dies auch vom Computer aus zu machen, wäre echt schick.Noch dazu kann man nur Bücher von der eigenen txtr-Bibliothek auf das Gerät laden und diese Bibliothek befindet sich, wie es sich heutzutage gehört: in der Cloud.Â
Das bedeutet, wenn man ein eBook auf das Gerät übertragen möchte, das man nicht im txtr-Store gekauft hat, folgende schwachsinnigen Klimmzüge:- eBook vom Computer aus via Web-Browser (und zwar nur via Web-Browser und nicht über das txtr-Programm, dessen Daseinsberechtigung ich noch nicht verstanden habe, da man mit ihm weder Bücher hochladen noch auf den Reader übertragen kann) in das txtr-Konto hochladen
- Sich darüber freuen, dass das Coverbild nun verschwunden ist und nicht mehr angezeigt wird
- Sich darüber freuen, dass man erneut Author und Buchtitel für das hochgeladene Buch eingeben muss
- Auf dem Handy mit der txtr-App das eben hochgeladene Buch finden (was bei großen Listen, wo kein Buch ein Coverbild hat, nicht gerade eine Freude ist) und wieder runterladen
- Per Bluetooth auf's Gerät übertragen
Jetzt komme ich und sage: Das hätte man mit einem gescheiten Programm auf dem Computer auch auf den letzten Schritt reduzieren können!
Was mir zu Bedenken gibt: Man ist absolut an das txtr-Konto gebunden. Ohne txtr-Account geht nichts. Macht die Firma mal pleite und stellt vorher nicht irgendeine API zur Verfügung, wie ich die Bücher direkt vom Filesystem des Handys oder Computers aus übertrage, dann kann ich den Reader eigentlich in die Mülltonne werfen oder in's Bücherregal stellen (kann ja sein, dass ich die vorhandenen 5 Bücher nochmals lesen möchte).
Hilfe ist aber zum Glück in Sicht: Ein findiger Entwickler hat ein Python-Skript in GitHub zur Verfügung gestellt, mit dem man die zuvor erstellten 4bit-Bitmaps vom Computer aus auf den Reader übertragen kann.
Das werde ich mir bei Gelegenheit genauer unter die Lupe nehmen.Was natürlich ein Grund sein wird, dass der Beagle aktuell nur Bücher von einem Android-Handy akzeptiert: Hier hat man den Vorteil, dass man das Handy – und somit vielleicht noch weitere 20 Bücher – immer mit dabei hat. Denn eines lässt sich der Beagle leider nicht: Mit mehreren Bluetooth-Geräten pairen.
Will ich also von einem anderen Gerät aus Bücher übertragen, muss ich zuerst das Pairing mit dem ersten Gerät aufheben. Habe ich dieses Verloren oder (was in meinem Fall wahrscheinlicher ist) mal wieder das Custom-ROM gewechselt und vorher vergessen, das Pairing aufzuheben, dann muss ich den ganzen Reader zurücksetzen, wobei die vorhandenen Bücher verloren gehen.Licht und Schatten. Vor allem für Leute, die ihre eigenen eBooks mitbringen.
Hat man allerdings nur vor, sich eBooks aus dem txtr-Bücherladen zu kaufen, lösen sich die meisten dieser Problembereiche in Luft auf: Am Handy stöbern, Bücher kaufen, herunterladen und übertragen.Â
Technische Daten am Rande
Nur kurz zusammengefasst:
- Der txtr Beagle schluckt PDFs und ePub-Bücher (wobei eher die Android-App diese Formate verarbeitet. Der Reader an sich kann nur Bitmap-Bilder anzeigen)
- 4GB Speicher, wobei dank Bitmap-Speicheurng nur 5 Bücher darauf Platz finden
- Display: 5 Zoll, 8 Graustufen (beides meiner Ansicht nach voll ausreichend, obwohl ich doch erst erstaunt war, dass das Display kleiner ist, als das Standard-Taschenbuchformat)
- Stromzufuhr durch zwei AAA-Batterien, die für 12-15 Bücher halten sollen (kann ich nicht bestätigen; Hatte nur ein (!) Buch lesen können)
- Datenübertragung via Bluetooth
Die erste Ernüchterung
Nachdem ich erfolgreich mein erstes Buch auf dem Beagle fertig gelesen hatte und mich (was die Akku-Ladung betrifft) auf die nächsten 11-14 Bücher freute, wollte ich gleich mal den Speicher mit den nächsten Büchern füllen, die ich noch lesen wollte.Die Ernüchterung kam beim Übertragen des vierten Buches: Batterien leer!
Dass man sich dank eInk-Display mit einer Ladung sicher durch 12-15 Bücher blättern kann, glaube ich gerne. Das Dumme ist halt nur, dass man nur 5 Bücher abspeichern kann und die Übertragung der Bücher via Bluetooth ziemlich viel Strom frisst. In meinem Fall konnte ich gerade ein Buch lesen. Hätte ich danach nur 1-2 neue Bücher rüber geschoben, hätte ich wohl auch gut noch diese beiden lesen können, aber mehr verkrafteten die beiden AAA-Batterien dann doch nicht.
Die Angabe, mit einem Satz Akkus/Batterien 12-15 Bücher lesen zu können hat sich also recht schnell relativiert.
Würde ich ihn wieder kaufen?
Wenn mich jemand fragt, ob ich etwas empfehlen kann oder nicht, stelle ich mir erstmal die Frage: Würde ich es mir wieder kaufen?Â
In diesem Fall kann ich beide Fragen mit einem glatten "ja" beantworten. Die 20€ waren wirklich gut angelegt.
Der txtr Beagle ist wohl nichts für einen gewohnten Kindle-Nutzer, aber ich sage es mal so: Es ist was anderes, gewohnt zu sein, Fiat zu fahren oder normalerweise Mercedes zu fahren und dann in einen Fiat einsteigen zu müssen. In diesem Sinne: Habe ich bisher nur gedruckte Bücher gelesen, dann bin ich mit dem txtr Beagle glücklich...zumindest, nachdem ich es geschafft habe, die erste Hürde zu überspringen und ein paar eBooks drauf zu bekommen.
Lese ich nun nur noch eBooks? Nein. Wie zuvor erwähnt: Die fehlende Verleihmöglichkeit DRM-Geschützter eBooks lässt mich auch weiterhin noch gedruckte Bücher kaufen und mit der Darstellung des Textes bin ich überhaupt nicht zufrieden.
Ich weiß  nicht, ob es am ePub-Format liegt oder sich mir an irgend einer Stelle noch weitere Optimier-Möglichkeiten auftun, aber die Silbentrennung ist ein Hohn für jeden Schriftsetzer. Sehr oft werden zum Beispiel Wörter wegen einem Buchstaben getrennt ("P-ferd"). Aua, das tut weh!
Die meisten werden sagen "Ist doch egal, stört doch keinen. Und wenn nicht mehr als 2 Rechtschreibfehler pro Kapitel drinnen sind, bin ich auch noch glücklich.", aber für mich ist sowas ein no-go.
|
|
| Erstellt am: 24.07.2013 unter den Kategorien Grundlagen . | Kommentieren |









