Vor 10 Jahren hatte ich mal auf einem Kindle Fire der 3. Generation eine Android Custom ROM installiert, um das Gerät einigermaßen brauchbar zu machen.
Leider wurde es nun nach 10 Jahren notwendig, ein neues Tablet zuzulegen. Am günstigsten kommt man wieder mit einem Kindle Fire weg, allerdings scheint es, dass man die Kindles inzwischen nicht mehr rooten kann, ohne sie vorher dafür auseinandernehmen und in die Hardware eingreifen zu müssen.

Zum Glück ist Amazons Auslegung von Android zwischenzeitlich einigermaßen brauchbar geworden und mit Fire-Tools gibt es eine Toolbox, mit der man fast zum Stock-Android-Erlebnis kommen kann.

Voraussetzungen:

  • ADB Tools müssen auf dem Computer installiert sein
  • ADB muss auf dem Fire Tablet aktiviert sein
  • Fire-Tools herunterladen (funktioniert auf Linux, Mac und Windows)

Auf dem Computer: ADB Tools

Lassen sich hier für Mac herunterladen.

ADB auf dem Fire Tablet aktivieren

Zuerst müssen die Entwickler-Funktionen freigeschaltet werden.
Dafür in den Systemeinstellungen bei "Geräteoptionen" > "Über das Fire Tablet" so oft auf die Seriennummer tippen, bis unten die Meldung erscheint, dass man nun Entwickler ist.
 
Nun sollte es in den Geräteoptionen einen neuen Eintrag "Entwickleroptionen" am unteren Ende der Liste geben.
 
Dort die Entwickleroptionen und das USB-Debuging aktivieren.
 
Wenn man den Computer per USB-Kabel anschließt und dort das erste Mal die ADB-Tools aufruft, sollte diese Anfrage auf dem Tablet erscheinen, die man am besten für immer zulässt.

Fire Tools

Damit die Fire Tools bei mir auf dem Mac funktionierten, musste ich erstmal zenity installieren.
Dies kann amn entweder mit Hilfe von MacPorts oder Homebrew erledigen, was jeweils etwas Geduld erfordert.

Vielleicht geht es unter Linux einfacher. Am einfachsten wäre es natürlich gewesen, hätte man auf das GUI verzichtet. Wäre für mich verschmerzbar gewesen.

port install zenity # MacPorts
brew install zenity # Homebrew

Die X11-Umgebung sollte ebenfalls vorhanden sein.

Die Fire-Tools kann man dann auf GitHub herunterladen.
Das Archiv muss nur entpackt werden, dann direkt das Launcher-Skript starten:

cd /pfad/zu/FireToolbox/
./launcher.sh

Als erstes kann man einen alternativen Launcher auf dem Tablet installieren.
Startet man das Skript später nochmals, kann man an dieser Stelle auf "Cancel" klicken.
Leider scheint es momentan (Ende 2023; Seit Fire OS 7.3.2.2) nicht möglich zu sein, dass der neu installierte Launcher als Standard-Launcher gesetzt werden kann und die Standard-Einstellung auch einen Neustart des Tablets überlebt.
Das Fenster, das darauf erscheint, gibt die Möglichkeit, Amazons Bloatware zu deaktivieren (oder später wieder zu aktivieren). Welche Bloatware genau deaktiviert wird, kann man in der beiliegenden Debloat.txt einsehen.

Hinweis vor dem Debloaten:

  • Man sollte die Zeitzone vorher eingestellt haben, denn danach ist es nicht mehr möglich (com.amazon.kindle.otter.oobe wieder aktivieren, um die Zeitzone später doch ändern zu können)
  • Wurden Kinderprofile angelegt, kann man jene danach nicht mehr verwenden, die Bildschirmsperre nicht mehr de-aktivieren, da Kinderprofile vorhanden sind, aber nicht gelöscht werden können. Man sollte die Kinderprofile entfernen, bevor man debloated

Außerdem kann man die Google Play Services installieren, so dass man auch über Google Play Apps installieren kann.
Dies hatte bei mir nicht auf Anhieb funktioniert. Ich hatte die Fire-Tools mehrmals neu geöffnet und das Tablet mal neu gestartet, bis die Installation aller 3 Komponenten fehlerfrei durch ging.

Die OTA Updates habe ich an der Stelle ebenfalls deaktiviert. Nicht, dass nach einem Update auf einmal wieder alles weg ist und Amazon die Fire-Tools komplett ausgesperrt hat.

Alles in allem hat man dem Debloaten und Installieren eines Custom Launchers annähernd Stock-Android-Feeling...wäre da nicht der unschöne Umstand, dass man nach einem Neustart des Gerätes wieder Amazons Launcher als Standard-Launcher eingestellt hat.