Die Deutsche Post ist für mich ein zweischneidiges Schwert: Einerseits scheinen sich die Herrschaften wirklich zu bemühen, modern und praktisch zu sein, auf der anderen Seite sind diese Bemühungen oft so grottenschlecht und/oder verwirrend umgesetzt, dass es mich immer wieder auf's Neue ärgert.

Beispiel Briefmarke. Hier hatte es die Post schon immer geschafft, mich zur Weißglut zu bringen, egal, was sie macht.

Ganz früher: Zu Öffnungszeiten muss ich in einer Postfiliale Schlange stehen, um mir für ein paar Pfennig eine Briefmarke zu kaufen. Optimalerweise gleich ein ganzes Heftchen, denn man will ja nicht ständig Schlange stehen. Ist ein Drittel der Briefmarken aufgebraucht, steht man dann doch wieder in der Schlange, um für nochmals ein paar Pfennige Zusatz-Briefmarken zu kaufen, da das Porto teurer geworden ist.

Erste Innovationen... Irgendwann kam dann mal der Briefmarkenautomat. Der Albtraum jedes Philatelisten. Und er akzeptiert sogar die Geldkarte – ein Traum für mich!
Wenn er denn auch funktionieren würde, denn in 50% der Fälle funktionierte entweder der ganze Automat nicht oder die Geldkarten-Bezahlfunktion war defekt und man konnte immerhin in den faulen Apfel beißen, möglichst passend zu zahlen das "Restgeld" in irgendwelchen Briefmarken mit unmöglichen Beträgen zurück zu bekommen.

Briefmarke per SMS. Ich war hin und weg. Ich schicke eine SMS mit dem Inhalt "Postkarte" oder "Brief" an eine bestimmte Nummer und bekomme dann einen Zahlencode zurück, den ich auf die Postkarte respektive den Umschlag schreiben muss. Das war's – der Betrag für's Porto wird mir von der Handy-Rechnung abgebucht. Saupraktisch!
...dachte ich so lange, bis ich mal auf die tatsächlichen Kosten im Kleingedruckten stieß: Der Brief kostet auf diese Art nämlich 98ct (statt 60ct) und die Postkarte 85ct (statt 45ct). Und dazu kommen dann auch noch die Kosten für eine SMS, die man an den Provider für das Abschicken des Codeworts "Brief" abdrücken muss – waren damals für mich nochmals zusätzliche 19ct. Um es auf Neudeutsch zu sagen: WtF?!

Da hat die Deutsche Post mal eine wirklich gute Idee (ich muss bis auf den Briefkasten nirgends mehr hin rennen und ich muss auch nichts ausdrucken und mit Kleber hantieren), ich muss aber mehr als das Doppelte für's Porto bezahlen? Ein Wunder, dass es diese finanztechnische Totgeburt immer noch gibt. Aber vielleicht verdienen sie sich auch immer noch eine goldene Nase an Leuten wie mir, die mit dem Glauben "kostet ja sicher genausoviel, wie eine normale Briefmarke" an die Sache ran gehen.

Die Rechtfertigung der Post lautet übrigens: "Hinzu kommen Bereitstellungskosten der Mobilfunkprovider sowie Mehrwertsteuer für den neuen, flexiblen Service." Aha, die Papiermarken sind wohl mehrwertsteuerfrei und Papier, Druck und die Mitarbeiter am Schalter sind auch günstiger, als die Bereitstellungskosten der Mobilfunkprovider (die übrigens sowieso an meinen SMS-Gebühren dazu verdienen).

Ab jetzt läuft ja alles über dieses Internet dachte sich die Post und hat da mal was mit Online-Porto machen lassen. Und dann haben sie es wohl wieder vergessen und nochmals was mit Online-Porto machen lassen.
Im Endeffekt co-existieren da zwei verschiedene Dienste bei der Deutschen Post, über die man sich jeweils eine Briefmarke käuflich erwerben kann. Praktischerweise aber mit zwei verschiedenen Logins und verschiedene Bezahlungs-Möglichkeiten.

Suchen muss ich den ersten der beiden Dienste immer wieder auf's neue (ja, ich sollte mir die richtige Seite wirklich mal bookmarken!).
Das mag einerseits an den verschiedenen Domains wie deutschepost.de, epost.de und efiliale.de liegen, die jeweils andere Inhalte liefern als auch an einem ziemlich unübersichtlichen Menü (am besten, man klickt einfach auf "Shop").
Jetzt bloß nicht aus Versehen auf "Briefmarke bestellen" klicken, sondern auf "Briefmarke drucken" und schon ist man nur noch 10 Klicks von seiner gewünschten Briefmarke entfernt. 10 Klicks mögen nicht viel erscheinen, aber man sollte mal nachzählen, wieviele Klicks ich denn bei Amazon zum endgültigen Kauf benötige, wenn ich den Fernseher mal im Warenkorb habe. Deutlich weniger, als bei dieser schnöden Briefmarke.

Wahrscheinlich werde ich schon ausgebremst, bevor ich meine 10 Klicks alle getätigt habe. Wieso muss ich für den Kauf einer 60ct-Briefmarke meine gesamte Anschrift eintippen (und zwar jedes Mal auf's Neue)? Ah, da ist ein versteckter Haken, dass ich nur meine E-Mail-Adresse eintragen muss. Dann muss ich nur noch meine E-Mail-Adresse eintragen (jedes Mal auf's Neue!).
Bezahlung per Portokasse? Was ist denn das? Da muss man sich nochmals separat registrieren und führt ein separates Konto bei der Post, welches man mit mindestens 10€ aufladen muss. Dies geht immerhin bequem per payPal. Aber die eine Briefmarke gleich per payPal bezahlen...das geht leider nicht.

"Postpay" kann man leider erst ab einem Einkaufswert von 3,99€ in Anspruch nehmen. Gut so, da muss ich mir schon keine Gedanken darüber machen, was "Postpay" überhaupt ist und wo hier der Unterschied zur Portokasse liegt.

Kurzum: Wenn man die Sache auf 3-4 Klicks abkürzen könnte, das wäre prima. Ich hätte auch kein Problem damit, mich zu registrieren, um mir jedes Mal die Eingabe der (E-Mail-)Adresse zu sparen und mich separat auch noch für die Bezahlung per Portokasse anzumelden. Überraschung, das kann man sogar und das hatte ich wohl sogar mal getan. Habe wie es scheint den Überblick über meine Accounts bei der Deutschen Post verloren, nachdem ich mindestens bei efiliale.de, Portokasse und paket.de ein separates Konto habe, mit dem man jeweils irgendwelche anderen Dinge erledigen kann. Wäre vielleicht mal schön, dies alles unter einen Hut zu bringen!

Aber zurück zur Briefmarke: Ich hatte ja noch einen zweiten Dienst der Deutschen Post versprochen, über den man sich ebenfalls Briefmarken kaufen/ausdrucken kann.
Unter internetmarke.deutschepost.de kann man ebenfalls Briefmarken zum selbst-ausdrucken kaufen! Auf den Seiten der Deutschen Post finde ich keinen Link dorthin. Dabei geht's dort irgendwie viel einfacher und nach zwei Klicks (statt zehn) ist die Briefmarke gekauft. Unglaublich.

Was kommt wohl als Nächstes? Um wirklich ganz modern zu sein, fehlt ja eigentlich nur noch die Äpp, die man sich vor dem Briefmarkenkauf erstmal installieren muss und wo man sich dann auf dem kleinen Handydisplay durch einen sicher nicht besseren Bestellvorgang durchfriemeln muss, um dann am Ende festzustellen: Wie soll ich die Briefmarke jetzt aus meinem Mobiltelefon heraus auf's Papier bekommen?