Beim zögerlichen Vorankommen der Elektromobilität wird oft darum gestritten, ob es nun zu wenig akkubetriebene Autos gibt, weil es an der Ladeinfrastruktur hapert oder ob es an der Ladeinfrastruktur hapert, weil es zu wenig akkubetriebene Autos gibt.

Ich finde: Weder noch!

Nehmen wir mal an, an jeder Tankstelle deutschlands würden auch noch 2-3 Ladestationen für E-Autos stehen. Würde ich deswegen sagen "komm' ich kauf' mir jetzt endlich einen Stromer"? Nein.

Erstens sind die E-Autos im Gegensatz zu einem Benziner immer noch sehr teuer und die Auswahl an Modellen ist recht mau. In den Sinn würde mir da ein Smart oder Zoë kommen...dann war's das schon.
Von VW gibt's den e-Golf, der kostet allerdings doppelt so viel wie das Standard-Benzin-Modell. Von Opel gibt's den Ampera-e...dafür kann ich mir dann aber schon beinahe zwei e-Gölfer kaufen. Luxussegment.
Und überhaupt: Es scheint maximal ein Modell je Hersteller zu geben. Von Auswahl keine Rede.

Große Meldung: Endlich steigen auch Mercedes und Audi 2018 ins e-Wagen-Geschäft ein.
Aber was wird man nächstes oder übernächstes Jahr beim Händler probefahren können? Auch nur jeweils ein Modell, welches im Luxus-Segment eingegliedert ist.

Wo sind die Polo-, Corsa-, A-Klasse-Stromer? Mit solchen Klassen könnte man wirklich etwas für den Ottonormalverbraucher anbieten. Stattdessen fängt man lieber erstmal mit den teuren Karossen an. Sieht nicht so aus, als ob (nicht nur) die deutschen Autohersteller schon die Lust hätten, e-Autos für die Massen herzustellen.

Aber zurück zum Tankstellenproblem. Sollte man im Lotto gewinnen und sich davon einen Tesla kaufen, mit dem man einmal quer durch Deutschland fahren will, sollte man bedenken, dass ein Tankstellen-Stopp auch nicht mehr das sein wird, was es mit dem Benziner ist. Da hängt der Wagen schon mal eine halbe Stunde an der Steckdose, bis man weiter fahren kann. Ist das praktikabel? Beim Tesla Supercharger wäre es immerhin nur eine halbe Stunde und das Anbieter- und Registrierungs-Wirrwar der verschiedenen Stromtankstellen entfällt. Aber wenn ich bedenke, dass ich mit einem anderen e-Auto auf meiner Reise quer durch Deutschland 2-3 30-45 minütige Pausen zum Aufladen einlegen müsste...dann würde ich mir vielleicht lieber vorher einen Diesel-Leihwagen besorgen.

Vielleicht sollte man die Strom-Tankstellen-Abdeckungs-Debatte mal hinten anstellen und anfangen, E-Kleinwagen herzustellen, welche die Leute auf ihren täglichen Wegen zum Einkaufen und Arbeiten verwenden können. Geladen wird zu Hause, beim Arbeitgeber oder auf dem Einkaufs-Parkplatz. Eine "Tankstelle" in dem Sinn macht meiner Ansicht nach sowieso keinen Sinn mehr, da ich die längere Ladezeit ja irgendwie mit etwas (mehr oder weniger) Sinnvollem verbringen muss.