Erst ging man der Plastiktüte an den Kragen: Sie ist schlecht für die Umwelt. Erstens, weil sie aus Plastik ist und zweitens, weil sie im Endeffekt ja dann sowieso irgendwann mal im Meer landet.
Nächster EU-Clou: Die Strohhalme müssen weg! Ebenfalls aus Plastik und landen ebenfalls bevorzugt im Meer.

Nicht, dass ich es schlecht finden würde, auf Plastik so gut wie möglich zu verzichten, aber nun heißt es schon seit Jahren "Der Müllberg muss schrumpfen!" und was in den letzten Jahren tatsächlich dagegen unternommen wurde, kommt mir eher wie ein "Seht! Wir haben was gemacht!" vor, anstatt das Problem wirklich pragmatisch anzugehen.

Ein paar Thesen meinerseits.

Wie ist das mit dem vermüllten Meer?

Zumindest in Deutschland landet nicht zwingend jeder Müll im Meer.
Wenn ich jetzt zur Sommerzeit einen Spaziergang den Rhein entlang mache, kann ich mir aber denken, wie in Deutschland der meiste Müll ins Meer gelangt: Gemütliche abendliche Gelage am Wasser mit Einweggrill, Chipstüten und was man sonst noch meist praktisch in Plastik verpackt zum Grillen benötigt. Da es schon schwer genug war, das ganze Zeugs zum Wasser zu schleppen, will man die vermeintlichen Müll-Reste nicht wieder mit zurück schleppen. Das nächste Hochwasser wird die Sauerei schon aufräumen!
Kann sein, dass unter dem Müll nun demnächst weniger Plastiktüten und Strohhalme zu finden sind, eine Sauerei ist es aber trotzdem!

Ich habe keine Formel dafür, wie man dieses Problem lösen kann, aber jene, die dafür bezahlt werden, solche Formeln zu erfinden (oder die Formel, wie man Strohhalme und Glühbirnen verbietet), könnten es vielleicht.

"Dosen-Pfand"

Iiihh...eine Aluminium-Dose am Wegesrand! Schrecklich!
So muss der Politiker gedacht haben, der das Dosenpfand erfand. Bei der namensgebenden Dose alleine blieb es nicht; den Leuten Plastik-Flaschen madig zu machen könnte man mit so einem Pfand ja auch noch versuchen.

Nicht, dass ich ein Fan von Dose und Plastikflasche wäre oder jenen hinterhergetrauert hätte, wenn sie komplett abgeschafft worden wären, aber dieses System, welches da 2003 (! So lange schon?) eingeführt wurde, ist für mich immer wieder ein Grund, sich an den Kopf zu fassen.

Einerseits wegen der seltsamen Rahmenbedingungen (Plastikflasche, die Getränke mit Kohlensäure enthält: Pfand! Plastikflasche, die Getränke ohne Kohlensäure enthält: kein Pfand. Mehr als 3 Liter in der Flasche? Kein Pfand.), andererseits, weil der Schuss gehörig nach hinten los ging: Seit Einführung des Einweg-Pfandes ist der Absatz der Einweg-Plastikflaschen im Gegensatz zu den Mehrweg-Flaschen gehörig gestiegen.

Okay, die Einweg-Flaschen mögen zwar recycelt werden, aber das mag doch trotzdem um einiges mehr Energie kosten, als eine Mehrwegflasche zu reinigen. Und von einer Recycling-Quote von 100% kann man sowieso nicht ausgehen.

Plastik ist nicht gleich Plastik

Mineralwasser in der Einweg-Plastikflasche, Gurke im Plastik-Mantel, Karrotten in der Plastikschale, Joghurt im Plastikbecher, Erdbeeren zwar nicht im Plastik, von vielen Konsumenten allerdings in der Gratis-Obst-Plastiktüte verpackt...es könnte ja eine rausfallen.
Die Plastiktüte an der Kasse, sollten die mitgebrachten Taschen mal nicht ausreichen, ist allerdings böse und muss abgeschafft werden!

Elektromüll!

Alle jammern über den Elektromüllberg. Aber einerseits sind da die Hersteller, die ihre Geräte so konzipieren, dass sie nach wenigen Jahren das zeitliche segnen (sei es auf Grund von Sparmaßnahmen oder weil man so Kunde X bald wieder etwas Neues verkaufen kann) und nicht selten auf Grund ihrer Konstruktion (2mm dickes Handy) als irreparabel gelten.
Andererseits ist es bei den Konsumenten mehr oder weniger Usus, nach 1-2 Jahren ein neues Mobiltelefon, nach 3-5 Jahren einen neuen Fernseher und einen neuen Computer zu kaufen.

Dabei teilen sich diese Konsumenten in jene, die schnellstmöglich etwas "neueres" und "besseres" wollen (diese kann man wohl nicht bekehren) und jene, die feststellen, dass das Gerät zwar noch technisch einwandfrei ist, dafür allerdings sozusagen softwaretechnisch das zeitliche gesegnet hat.

Mit einem 5 Jahre alten Handy und 12 Jahre alten Mac kann ich davon ein Lied singen: Das Handy ist 4 System-Versionen hinterher, der Computer mindestens 7. Viele Programme verweigern auf solch alten Systemen ihren Dienst und plädieren für ein System-Update, welches der Hersteller für "solch ein altes Gerät" allerdings nicht mehr zur Verfügung stellt.
Ich weiß manchmal nicht, ob ich deswegen den Hersteller oder den Programmierer der Programme (könnte das Programm meist weiter abwärtskompatibel kompilieren) verfluchen soll.

Nun hat man die Möglichkeit, mit diesem Makel und der damit einhergehenden und gebetsmühlenartig immer wieder angemahnten Sicherheitslücken zu leben oder man schmeißt seinen einwandfrei funktionierenden Computer/Laptop/Mobiltelefon auf den (Recycling-)Müll.

Die Selbstverpflichtung einiger Hersteller, für mindestens 2 oder 3 Jahre Software-Updates zu liefern, ist lachhaft, wenn man bedenkt, dass ein vor 10 Jahren gekaufter Computer auch heute noch ein top Gerät ist (wenn man nicht gerade Gamer ist) und ein vor 5 Jahren gekauftes Handy ebenfalls alles mit ausreichend Power kann, was man so mit einem Handy macht (wenn man nicht gerade Gamer ist).

Statt jahrelang darüber zu debattieren, die Ladestecker von Handies zu vereinheitlichen (bis vor kurzem hatte sich die Sache von selbst vereinheitlicht: Da gab es mal den Dock-Connector von Apple, mal nen Lightning-Anschluss von Apple und micro-USB für alle anderen...nun kommt noch USB-C dazu und man kann wirklich so einige angesammelte micro-USB-Kabel und Netzteile auf den Müll schmeißen), könnte man mal versuchen, die Hersteller dazu zu zwingen, ihre verkaufte Hardware für mindestens 5 (Mobiltelefon) oder 10 (Computer) Jahre, zumindest was das Betriebssystem angeht, zu unterstützen.

Und bitte macht diese täglichen Begleiter wieder 2-3mm dicker und lasst uns dafür den Akku wechseln!

Kann man dann vielleicht noch eine Kommission ins Leben rufen, die den Herstellern ihre Produkte an den Kopf wirft, die so dämlich konzipiert sind, dass sie nur darauf warten, kaputt zu gehen?
Letztens gab unser Stabmixer nach etwa 10 Jahren den Geist auf. Gutes Alter? Das Handrührgerät aus den 1980er Jahren funktioniert noch einwandfrei und so sollte es sein!
Jedenfalls macht er komische Geräusche, wenn man etwas shreddern will und vor allem shreddert er nicht mehr wirklich. Nimmt man den unteren Teil mit Messer ab, kann es einen nur wundern, dass es überhaupt so lange funktioniert hatte: Der Teil mit dem Messer (aus Metall) wird in eine Welle aus Plastik gesteckt. Jenes nutzt sich immer schön ab, bis es mal irgendwann unter Last durchdreht. Ein kleines Plastik-Teil als Verbindung zwischen der Motor-Welle und der Achse des Messers...wer denkt sich denn sowas aus?
Besuch auf der Ersatzteil-Seite des Herstellers: Da steht sogar noch explizit auf der Artikelbeschreibung des gesamten Stabmixer-Oberteils, welches man als Ersatzteil kaufen kann, dass die kleine Plastik-Welle am untereren Ende nicht als Einzelteil erhältlich ist und man den ganzen Mixer mehr oder weniger nochmals neu kaufen muss. Oder man kauft sich gleich einen Neuen, was preislich auf dasselbe raus kommt. Jene Neuen aus dem Jahre 2018 haben allerdings denselben technischen Mangel, wie die alte Generation. Nur so läuft das Geschäft.
Neuer Stabmixer: 25€, bei eBay fand' ich allerdings noch eine Ersatz-Plastik-Welle für 6€ + 10€ Versand. Also hieß es: Für 25€ ganz neu kaufen oder für 16€ reparieren? Eine Wahl, wo die Meisten zu Ersterem greifen, was ja auch gleich noch in einigen Umständen besser und toller ist (wenn man den Marketing-Fritzen Glauben schenkt).
Ich hingegen hoffe, dass das teure Plastik-Ersatzteil mindestens wieder 10 Jahre hält.

Aber dies ist doch wieder ein Beispiel dafür, wie unnötigerweise ein wachsender Elektroschrott-Berg forciert wird: Einerseits Produkt falsch konzipieren, dann keine einfache Reparaturmöglichkeit bieten und die Neuanschaffung ist noch dazu schön günstig.

Lang lebe das Einweg-Geschirr!

Nach drei Gartenpartys mit 40 Leuten konnte ich den Müllsack mit Papptellern und Plastikbesteck einfach nicht mehr anschauen. Also her mit einem Stapel 1€-Opalglasteller und günstigem IKEA-Besteck. Die Omas haben auch noch nen paar ungenutzte Besteck-Sets im Keller schlummern. Es war kein teures unterfangen, für 40-50 Gäste Mehrweggeschirr anzuschaffen, welches inzwischen immer wieder gerne vom Freundeskreis ausgeliehen wird.

Dies im Privaten. Sollte es mich allerdings doch mal wieder zum McDonalds oder Starbucks treiben, frage ich mich immer, wieso man Restaurants/Cafés/Imbissbuden nicht dazu verdonnern kann, ihr Essen/Trinken in Mehrweggeschirr raus zu geben.
Was McDonalds, BurgerKing, Starbucks & Co tagtäglich alleine an Einwegbechern über die Ladentheke schieben, mag wahrscheinlich über die Menge an verkauften Einweg-Plastikflaschen weit hinausgehen.

Wäre es tragisch, wenn das Fastfood auf dem Teller statt in der Plastikverpackung kommt? Die meisten essen sowieso vor Ort und der Rest zumindest nicht weit von der Ladentheke entfernt (das kann man am Müll die nächsten 500m der Straße entlang erkennen).
Wäre es tragisch, wenn der Kaffee statt im Verbundstoff-Becher im Porzellan-Becher wäre?
Pfandsystem für Fastfood-Geschirr? Wieso nicht? Was das wohl tonnagenmäßig im Gegensatz zum Verbot von Strohhalmen ausmachen würde?

Es müsste sich dringend mal was ändern...

Allerdings befürchte ich, dass sich bis auf ein paar homöopathische Gesetze (Plastiktüten, Strohhalme) in den nächsten 5-10 Jahren nicht wirklich viel ändern wird.
Ich bleibe gespannt...