Vor 3-4 Jahren hatte ich mir eine Western Digital MyCloud angeschafft, um mein heimisches Backup zu meinen Eltern rüberzuspiegeln.

Vor kurzem ist die Platte nach einem geplanten Neustart allerdings nicht mehr im Netzwerk erschienen. Die Status-LED leuchtet gelblich und auf dem Router taucht das Gerät nicht mehr auf.
In der Doku ist nur etwas über eine rote LED zu finden, aber Rot ist das nie und nimmer und die Erklärungen für die rote LED sind sowieso manigfaltig.

Da die Festplatte im Netzwerk nicht mehr aufzufinden ist und es auch sonst keine Schnittstellen gibt, um von außen irgendwas reparieren zu können (nein, die USB-Schnittstelle ist leider nur dazu da, eine weitere externe Platte zur Erweiterung an das NAS zu hängen), blieb nur der Griff zum Schraubenzieher.

Aber die gute Nachricht: Die Platte ließ sich wieder reparieren und die Daten waren sogar noch zu retten (was für mich allerdings keine Priorität hatte, da es sich sowieso nur um das Backup eines Backups handelte).

Disclaimer

Anwendung auf eigene Gefahr!
Ich habe alle Erklärungen aus diesem Thread des WD Forums.
 
Folgende Beschreibungen hatten in meinem Fall für eine WD MyCloud der ersten Generation geholfen (insbesondere die von mir verwendete Firmware v3).
Ob es auch bei einer WD MyCloud der zweiten Generation hilft, kann ich nicht sagen.
Welcher Generation die Platte angehört, kann man durch einen Blick auf die P/N-Nr auf dem Gehäuse sehen. -00 am Ende ist 1. Generation, -10 ist 2. Generation.

Beim Öffnen des WD MyCloud-Gehäuses kann das Gehäuse beschädigt werden. Mir sind so gut wie alle Halteklammern abgebrochen. Wahrscheinlich bin ich einfach zu grobmotorisch veranlagt.
Aber lässt sich nachher trotzdem wieder gut alles zusammenstecken.

Bei der Reparatur-Routine am Computer kann man sich den ganzen Computer zerschießen, wenn man nicht weiß, was man hier tut!
Flasht man das Firmware-Image der Platte aus Versehen auf die Festplatte des Computers statt auf die WD-Platte, kann man danach ein paar nette Stunden damit verbringen, seinen Computer wieder neu aufzusetzen. Beruhigter geht es immerhin zu, wenn man für seinen Computer ein Backup hat.

Auch für die WD Platte sollte man (falls noch möglich) vorher besser ein Backup machen, sollten sich wichtige Daten darauf befinden.
Das NAS fuhr zwar in meinem Fall nicht hoch, wenn man es mit Strom versorgte und ins Netzwerk hängte; die ausgebaute Festplatte ließ sich aber mit dem SATA-Adapter am Computer mounten und alle darauf gespeicherten Daten waren abrufbar.

Wir benötigen...

Einen SATA-auf-USB-Adapter, um die Festplatte ohne Gehäuse an den Computer anschließen zu können.
Ich hatte zwar einen zu Hause rumliegen, allerdings ohne zusätzliche Stromversorgung. Das hatte nicht funktioniert. Es muss einer wie zum Beispiel bei diesem Affilinate-Link mit externer Stromversorgung sein.

Einen Linux-Rechner (es gibt zwar einen Fuse-EXT-Treiber für den Mac, aber der ist leider nur ReadOnly). Alternativ einen 4GB-USB-Stick, auf den man sich eine Ubuntu-Live-CD drauf installiert. In dem Fall am besten noch einen zweiten USB-Stick für...

Die Firmware der Platte, die ich auf diesem Google Drive Account gefunden hatte (Verwendung auf eigene Gefahr):
https://drive.google.com/drive/folders/0B_6OlQ_H0PxVNTN6c2F4SXEwQVU
Unter dem Download-Link ist eine Firmware Version 3 und eine Firmware Version 4 zu finden. Ich hatte die Version 3 verwendet und es dabei belassen, da es für meine Anwendungen ausreicht. Die heruntergeladenen Archive müssen nicht entpackt werden – dies findet nachher in einem weiteren Schritt statt.

Schritt 1: Festplatte aus dem Gehäuse ausbauen

Wer den Nerv hat, sich ein 10minütiges youTube-Video anzusehen, kann dies hier tun und bekommt die Platte dann vielleicht auch aus dem Gehäuse, ohne jenes zu zerstören:

https://www.youtube.com/watch?v=TGLJi66vxnY

Ich hatte mich nur mal durch geklickt, wo ich den Schraubenzieher ansetzen muss und dabei einige Klammern abgebrochen. Aber lässt sich nachher trotzdem wieder alles problemlos zusammenstecken.

Nachdem das Gehäuse offen ist, lässt sich die Festplatte aus dem grauen Rahmen pulen. Dann müssen nur noch drei Schrauben auf der Platine entfernt werden, so dass sich jene von der Festplatte trennen lässt.
Danach kann man statt der Platine den SATA-Adapter an die Festplatte anschließen.

Es lohnt sich auf jeden Fall, die Festplatte gleich mal an einen Computer anzuschließen, um festzustellen, ob sie dort noch problemlos mountet, so dass man eventuelle wichtige Daten (Verzeichnis /DataVolume/shares respektive sdb4) noch wegsichern kann.
Für den Mac wäre hier noch die Installation von Fuse und dem EXT-Treiber notwendig, um das Linux-Format lesen zu können.
Ich sehe auf der GitHub-Seite gerade, dass man diesen EXT-Treiber mit einem Trick doch dazu zwingen kann, im Schreibmodus auf die Platte zuzugreifen. Sollte mir das NAS nochmals abrauchen, werde ich versuchen, alles direkt am Mac durchzuführen und nachberichten ;-)

Linux

Sollte man nicht sowieso gerade an einem Linux-Rechner sitzen, heißt es nun: Computer mit dem Linux-USB-Stick booten.
Mit meinem MacBook Pro und Ubuntu hatte ich hier das Problem, dass das WLAN nicht funktionierte. Aber da ich noch ein gutes altes Arbeitspferd und keine neumodische Spielekonsole im Einsatz habe, hatte ich einfach ein Netzwerkkabel eingestöpselt.

Eine Internetverbindung ist notwendig, um zwei Hilfstools zu installieren.
Man nehme hierfür wie am Mac das Terminal.

sudo apt-get update
sudo apt-get install mdadm parted

Erster Versuch ohne Datenverlust

Sollte die Festplatte beim Einstöpseln am Computer gar nicht erscheinen, wird dieser erste Versuch wahrscheinlich nicht funktionieren und man muss die später beschriebenen härteren Maßnahmen ergreifen.

Die Firmware der Platte hatte ich mit Hilfe eines zweiten USB-Sticks auf den Linux-Desktop kopiert.
Ansonsten wird es Zeit, die Datei jetzt herunterladen.

Spätestens jetzt: Die ausgebaute Festplatte an den Computer anschließen.

1. Kritischer Blick...
Mit Hilfe des Befehles

sudo parted -l
vor den nächsten Schritten davon überzeugen, dass die Platte als sdb (und nicht sdc oder sdd etc) gemountet wurde. sdb könnte auch die interne Festplatte des Computers sein und das System zerstören.
Ob es sich wirklich bei sdb um die WD-Festplatte handelt, wäre daran erkennbar, dass es sehr viele Partitionen mit sdb gibt (sdb1 ... sdb8).
Sollten die Partitionen der Festplatte eher sdc5, sdc6,... benannt sein, in den folgenden Schritten eben jene Bezeichnung verwenden.

2. RAID starten

sudo mdadm -A /dev/md0 /dev/sdb1 /dev/sdb2

Dies sollte mit einer Erfolgsmeldung quittiert werden.

3. Firmware-Datei entpacken

cd /pfad/zu/firmwaredatei
sudo tar xvfz original_v3.04.01-230.tar.gz

4. Imagedateien auf die Platte schreiben

sudo dd if=kernel.img of=/dev/sdb5
sudo dd if=kernel.img of=/dev/sdb6
sudo dd if=config.img of=/dev/sdb7
sudo dd if=config.img of=/dev/sdb8
sudo dd if=rootfs.img of=/dev/md0

5. Test
Festplatte am System abmelden und USB-Kabel vom Computer trennen. Dann das WD-MyCloud-Board dranstecken und mit Strom und Netzwerk verbinden.
Bootet das System nun? Nach spätestens 10 Minuten sollte die Platte hoffentlich auf dem Router auftauchen und die LED blau oder weiß leuchten.

6. Alternativer Schritt bei Problemen
Sollte die Festplatte nicht booten, könnte man Folgendes versuchen.

sudo mdadm --stop /dev/md0
sudo dd if=kernel.img of=/dev/sdb5
sudo dd if=kernel.img of=/dev/sdb6
sudo dd if=config.img of=/dev/sdb7
sudo dd if=config.img of=/dev/sdb8
sudo dd if=rootfs.img of=/dev/sdb1
sudo dd if=rootfs.img of=/dev/sdb2

NAS läuft wieder

Updaten oder nicht?

Nachdem ich wie bei den Schritten 1-5 beschrieben die Firmware v3 auf die Platte geschrieben hatte, fuhr sie wieder problemlos hoch.

Allerdings hatte ich den Fehler gemacht, die Firmware über das WebUI auf den neusten Stand zu bringen. Danach fuhr sie nicht mehr richtig hoch (NAS startete zwar und tauchte im Netzwerk auf, aber das WebUI blieb hängen, bevor man irgendwelche Einstellungen vornehmen konnte).
Ob die von mir drauf gespielte Firmware nicht so ganz kompatibel zum offiziellen Update war oder es sich nur um einen Bug des Update-Prozesses handelte, weiß ich nicht.
Nach erneuter Reparatur ließ ich lieber den Mousepointer vom Update-Button und vergewisserte mich, dass das automatische Update in den Einstellungen deaktiviert ist.

Leider funktionieren nach meinem eben beschriebenen Problem die Schritte 1-6 nicht so einwandfrei.
Erstens tauchte die Platte nach mehreren Versuchen nur noch als sdc auf und

sudo mdadm -A /dev/md0 /dev/sdc1 /dev/sdc2
resultierte in Fehlermeldungen.

So konnte ich die Firmware erfolgreich ein zweites Mal drauf spielen:

sudo dd if=kernel.img of=/dev/sdc5
sudo dd if=kernel.img of=/dev/sdc6
sudo dd if=config.img of=/dev/sdc7
sudo dd if=config.img of=/dev/sdc8
sudo dd if=rootfs.img of=/dev/md0

(Achtung: In diesem Fall nun sdc statt sdb. Bitte mittels

sudo parted -l
die korrekte Bezeichnung herausfinden!)

Ein paar Korrekturen...

In diesem Artikel hatte ich beschrieben, wie man aus anderen Sub-Netzwerkbereichen auf das WebUI-Zugreifen kann, was standardmäßig nicht erlaubt ist.
Dies Maßnahme müsste man nun (bei Bedarf) wiederholen.

Da ich selbst die Media-Funktionen des NAS nicht verwende, hatte ich in diesem Artikel beschrieben, wie man etwas Last vom System nehmen kann, indem man Katalogisierungs-Scans unterbindet.
Dies Maßnahme müsste man nun (bei Bedarf) wiederholen.

Härtere Maßnahmen

Hier werden sämtliche Daten der Festplatte verloren gehen!

Dies kann natürlich auch genutzt werden, um in das NAS-Gehäuse eine neue Festplatte einzubauen.

1. Kritischer Blick...
Mit Hilfe des Befehles

sudo parted -l
vor den nächsten Schritten davon überzeugen, dass die Platte als sdb (und nicht sdc oder sdd etc) gemountet wurde. sdb könnte auch die interne Festplatte des Computers sein und das System zerstören.
Ob es sich wirklich bei sdb um die WD-Festplatte handelt, wäre daran erkennbar, dass es sehr viele Partitionen mit sdb gibt (sdb1 ... sdb8).
Sollten die Partitionen der Festplatte eher sdc5, sdc6,... benannt sein, in den folgenden Schritten eben jene Bezeichnung verwenden.

2. GTP Fehler
Sollten bei

sudo parted -l
GTP-Fehler erscheinen, folgenden Befehl verwenden:

sudo gdisk /dev/sdb

Danach die Taste o gefolgt von w drücken, um die Fehler zu beheben.

3. 'parted' starten

sudo parted /dev/sdb

4. print eingeben, um die Partitionen der Festplatte aufzulisten

5. Falls Partitionen existieren, diese nun entfernen:
rm 1 (1 = Partition #1. Für alle weiteren fortfahren)

6. Neue Tabelle anlegen

mklabel gpt
mkpart primary 528M 2576M
mkpart primary 2576M 4624M
mkpart primary 16M 528M
mkpart primary 4828M -1M
mkpart primary 4624M 4724M
mkpart primary 4724M 4824M
mkpart primary 4824M 4826M
mkpart primary 4826M 4828M
set 1 raid on
set 2 raid on

...und parted beenden:

quit

7. Daten-Partition formatieren

sudo mkfs -t ext4 /dev/sdb4

8. Neustart (des Computers)
Keine Ahnung, ob dieser Schritt tatsächlich notwendig ist.
In der Original-Beschreibung ist der Linux-Neustart jedenfalls an diese Stelle aufgeführt.
Danach sollte man auf jeden Fall nochmals Schritt #1 durchführen.

9. Falls bei ersten Tests noch nicht geschehen oder nach Neustart per LiveCD wieder verloren, mdadm und parted installieren

sudo apt-get update
sudo apt-get install mdadm parted

10. Haupt-RAID-Partition erstellen

sudo mdadm --create /dev/md0 --level=1 --metadata=0.9 --raid-devices=2 /dev/sdb1 /dev/sdb2

11. Warten, bis das RAID erstellt wurde, dann

sudo watch cat /proc/mdstat
eingeben, bis zu den 100% warten und mit ctrl c schließen.

12. Automatisch geladenes RAID wieder beenden

sudo mdadm --stop /dev/md0

Falls /dev/md0 nicht gefunden werden konnte, den RAID-Point mit

sudo ls /dev
oder
sudo grep md
herausfinden.

13. Mit Schritt #2 des Kapitels Erster Versuch ohne Datenverlust fortfahren.

Falls man jetzt noch Lust zum Rumspielen hat...

Wäre in diesem Forum eine Beschreibung, wie man den ganzen WD-Softwaremist aus dem System bekommt und das NAS unter einem (mehr oder weniger?) sauberen Linux betreibt.

Damit wäre das WebUI passé und man müsste Benutzer und Freigaben per SSH einrichten, aber vielleicht werde ich das noch machen.

Das WebUI ist sowieso nervig langsam.