Eine Frage, die ich NICHT mehr hören kann!
Wieso ist das immer die erste Frage nach der Feststellung "Ah, ein Elektroauto!"?
Wahrscheinlich, weil man von den Medien in den letzten Jahren immer gedrillt wurde auf "Achtung! Elektroautos haben keine große Reichweite!".
Ich werde ab sofort jeden, der sich einen neuen Verbrenner gekauft hat, fragen, wie hoch denn die Reichweite ist (und wahrscheinlich wird mir das niemand auf 50 km genau angeben können).
Und sollte ich mal eine Antwort bekommen, frage ich noch, wie weit er denn normalerweise am Stück fährt, so dass man von der Reichweite auch nen praktischen Nutzen hat.
Zugegebenermaßen treffen zwei Dinge auf mich nicht zu, deshalb habe ich gut Reden:
1. Ich bin kein Außendienstler, der jeden Tag 1000 km von Kunde zu Kunde fahren muss (das trifft wohl auf die Meisten zu)
2. Ich bin kein Städtler, der sich jeden Tag auf's Neue einen Parkplatz irgendwo in ner Seitenstraße suchen muss (wo natürlich kein Ladestecker vorhanden ist), sondern ich habe einen eigenen Abstellplatz mit Wallbox
Unter dieser Voraussetzung kann mir die Reichweite des Elektroautos wirklich wurscht sein. Merkt euch das alle!
Denn sind wir mal ehrlich: Was für eine Strecke legt man normalerweise zurück? Zur Arbeit, vielleicht noch einkaufen gehen und wieder zurück nach Hause. Sagen wir mal 40 km.
Diese Strecke kann ich sogar mit einem uralten Elektrosmart dreimal schaffen, ohne laden zu müssen.
Aber abgesehen davon: Den Stecker einzustecken, wenn ich nach Hause komme, ist sowieso kein großer Aufwand und kostet mich vielleicht 10 Sekunden.
So gesehen kostet die Betankung eines Elektroautos weniger Zeit, als die Betankung eines Verbrenners (mal davon ausgehend, dass man nicht unterwegs laden muss). 10 Sekunden versus...5 Minuten?
Kommen wir aber mal zum Knackpunkt der Elektromobilität und der Frage, die wirklich eine Rolle beim Smalltalk spielen sollte:
Wie schnell lädt er denn?
Fahre ich 1000 km in Urlaub (und ich möchte den sehen, der das ohne Pinkelpause schafft! Ich benötige in der Zeit mindestens 3!), muss ich keinen überdimensionierten Akku mitschleppen, um sagen zu können "Boah, ich hab die 1000 km ohne Nachladen geschafft!".
Wäre natürlich cool, wenn die Elektroautos bald mal so effektiv wären, dass das tatsächlich möglich wäre – aber dann sollte man sich vielleicht Gedanken machen, die Akkus kleiner zu dimensionieren. Spart Geld und ist besser für die Umwelt.
Nein, aus der Erfahrung des letzten Urlaubes macht man sowieso all 2 Stunden einen kurzen Stopp, weil irgendjemand auf's Klo muss. Diesen Stopp kann man statt auf dem kleinen Parkplatz auch auf dem Rasthof machen und so lange das Auto einstecken.
Und nun kommt der Knackpunkt: Ist es nach dem Toilettengang voll genug, um wieder 2 Stunden lang Strecke gut machen zu können oder wurde in der Zeit nur Strom für 20 Streckenkilometer nachgeladen?
Ich bin gespannt, wann mich mal der erste "Wie schnell lädt er denn?" statt "Was hat der denn für ne Reichweite?" fragt.Aber es wird dann wahrscheinlich selbst ein Elektromobilist sein.
Erstellt am: 18.08.2022 | .Kommentieren |