Eigentlich wollte ich so Zeug ja nicht, nun habe ich schon zwei e-Reader zu Hause. So kann's gehen.
Aber da ein e-Reader bei einer Reise praktischer im Gepäck zu verstauen ist, als 5 Bücher und dort der Lesestoff nicht so schnell aus geht und man meist zu zweit reist, hatte ich zusätzlich zum txtr Beagle noch ein Amazon Kindle gekauft (ohne Hintergrundbeleuchtung und Schnickschnack). Soll ja nen super Ding sein, wenn es so viele Leute ihr Eigen nennen.

Hat sich der Kauf gelohnt?
Ist der 50€-Kindle wirklich besser, als der 20€-txtr Beagle?

Wer diesen Artikel nicht bis zum Ende lesen will: Zweimal nein.
Der Kindle hat zwar im Gegensatz zum txtr beagle ein paar Vorteile, die für mich den mehr als doppelten Preis (wieso wird das Gerät nicht stärker von Amazon subventioniert?) allerdings nicht rechtfertigen.

Im Folgenden will ich den Kindle direkt mit dem txtr Beagle vergleichen, was die Vor- und Nachteile angeht. Leider ist der txtr Beagle nur noch gebraucht auf eBay erhältlich (und geht überraschenderweise meist zu einem höheren Preis weg, als er damals eigentlich kostete), sonst würde ich mir wahrscheinlich sofort einen Zweiten zulegen.

Akku

Aussagen sind hier wirklich schwer zu treffen. Wieviele Bücher man tatsächlich mit einer Akkuladung lesen kann hatte ich weder beim Kindle noch beim txtr Beagle nachgezählt. Trotzdem hält der Akku beim txtr Beagle gefühlt länger...sofern man nicht die gesamte Bibliothek über die BlueTooth-Verbindung austauschen will. Das kann schonmal gerne die gesamte Akku-Ladung kosten.

Außerdem ein weiterer Pluspunkt für den txtr Beagle, da man bei leerem Akku nur die beiden AAA-Batterien/Akkus austauschen muss und auf keine Steckdose angewiesen ist.

Display

Beim Kindle einen Zoll größer, daran gewöhnt man sich recht schnell.

Allerdings keine höhere Auflösung als der txtr Beagle. Buchstaben sind beim genaueren Hinsehen genauso ausgefranst (was aber jeweils weiiiit unter der Stör-Grenze liegt).

Konnektivität

Großes Plus für den Kindle: Am Computer bei Amazon ein Buch kaufen und ohne weiteres Zutun ist es schon auf dem Gerät. Dank eigener E-Mail-Adresse des Gerätes kann man jede Datei, sofern das Format vom Kindle unterstützt wird, per E-Mail auf das Gerät senden. So sind zum Beispiel auch e-Books, die nicht aus dem Amazon Store stammen, schnell auf dem Gerät.
Tipp: Bücher mit Calibre verwalten und dort die Kindle-E-Mail-Adresse unter "Teilen" einrichten. So landen die Bücher mit einem Klick auf dem Gerät.

Beim txtr Beagle muss man sein e-Book, sofern nicht im txtr-Store gekauft, erstmal auf der txtr-Homepage hochladen, mit dem Android-Programm wieder herunterladen und dann per Bluetooth-Verbindung auf das Gerät senden, was gerne 10 Minuten dauern kann. Hier bekommt man den günstigen Preis von 20€ deutlich zu spüren.

Formate

txtr Beagle: ePub, Kindle: kein ePub, dafür einige andere, wie MOBI, AZW (Amazon-eigenes Format), PDF; sogar Word-Dokumente sollen sich am Kindle lesen können.

Lese-Vergnügen


Das Lese-Vergnügen ist beim txtr Beagle deutlich höher:
Es liegt sehr gut in der Hand, der Schwerpunkt ist im unteren Bereich des Gerätes (wo die AAA-Batterien sind) und die Taste zum Weiterblättern ist genau da, wo man einen Finger hat, wenn man das Gerät mit nur einer Hand hält.
Den Kindle dagegen muss man entweder mit zwei Händen halten oder irgendwo drauf legen. Um ihn nur mit einer Hand zu halten ist er einerseits zu schwer und andererseits kommt man nicht an die Taste zum Weiterblättern.

Die Farbe des Gerätes an sich finde ich ebenfalls störend: Wenn ich ein richtiges Buch in der Hand habe, ist der Rand rund um den Text, da das Papier nun mal weiß ist, weiß. Dies passt beim txtr Beagle, der Kindle ist allerdings schwarz und dieser schwarze Rahmen rund um den Text herum stört mich.
Noch dazu ist das verwendete Material beim Kindle nicht unbedingt so toll gewählt: Man sieht jeden Finderabdruck und jedes Staubkorn auf dem schwarzen Plastik.

Bonus-Punkt für den Kindle: Im Statusbalken, der einem anzeigt, wo im Buch man sich befindet, sind die Kapitel markiert. So sieht man auf einen Blick, wie lange es noch etwa geht, bis das aktuelle Kapitel fertig ist.

Verarbeitung

Dass das verwendete Material beim Kindle nicht gerade das gelbe vom Ei ist, hatte ich eben schon erwähnt.

Nach zwei Wochen Urlaub mit txtr Beagle und Kindle, die sich immer zusammen in meinem Handgepäck befanden, kann ich sagen, dass der Kindle im Gegensatz zum txtr Beagle auch ziemlich anfällig für Kratzer ist. Hier ist eine Schutzhülle zu kaufen ratsam.
Der txtr Beagle sieht dank rauerer Plastik-Oberfläche (die haptisch auch viel angenehmer in der Hand liegt) auch ohne Schützhülle nach dem Urlaub wie vor dem Urlaub aus.

Zusatz-Features

txtr Beagle: Keine, Kindle: Internet-Browser (der nun mangels Farbbildschirm und Tastatur nur begrenzt Vergnügen bereitet), Wörterbuch, Lesezeichen, Kommentier-Funktion, Synchronisation der Lese-Position über alle Kindle-Geräte hinweg.

Buchverwaltung

Auf dem Kindle mit einem kleinen Wermutstropfen fabelhaft: Es passen so viele Bücher auf das Gerät, wie man in einigen Jahren nicht lesen kann, die Liste aller verfügbaren Bücher ist sehr übersichtlich, es lassen sich sogar Serien anlegen (was wiederum mangels Tastatur ein klein wenig Mühe bereitet). Der besagte Wermutstropfen: In der Bücher-Liste wäre eine Cover-Ansicht (statt nur eine Auflistung der Büchertitel/Serien) ganz schick gewesen.

Der txtr Beagle zeigt auf der Buch-Auswahls-Seite zwar die Cover jedes Buches an, aber da sowieso nur 5 Bücher auf den Reader passen, kann man hier nicht gerade viel verkehrt machen.

Fazit

Bei dem, was man nur ab und an macht (Bücher auf das Gerät übertragen) liegt der Kindle weit vor dem txtr Beagle, bei der Hauptaufgabe (Bücher lesen), wenn man mich fragt, sehr weit abgeschlagen hinten. Das macht auf dem txtr Beagle deutlich mehr Spaß.

Dies und der mehr als doppelte Anschaffungspreis würden mich mich dazu verleiten, den Kindle wieder zu verkaufen und mir stattdessen einen zweiten txtr Beagle zu kaufen...wenn er noch erwerblich wäre.

P.S. Lese trotzdem weiterhin lieber ein richtiges Buch ;-)